Lethal - Programmed
46 Minuten und 55 Sekunden, damit kann man genau zweimal ein 90-Minuten- Tape bespielen, die Augen schließen und so anderthalb Stunden der tristen und grauen Welt entschweben. Als ich dieses Album vor einigen Jahren kaufte (VÖ war 1990), wurde ich fast vom besten Power-/Melodic-Metal erschlagen, den ich bis dato hörte.
"Queensryche" schießt mir immer noch in den Sinn, wenn ich "Programmed" höre, doch konnten die Seattler (ausgenommen: "The Warning") niemals an die kompakte Brillianz und das Gespür für sowohl packende Riffs als auch für sicheres Melodywriting heranreichen. Prädikatssongs wie den Opener "Fire In The Skin", den nachfolgenden Titeltrack ("Minds that were not made for dreaming raise a functional hand that was not made for seeing what we have become"), die beiden Oberhammer "Obscure The Sky" und "Another Day" oder die wundervolle Ballade "Pray For Me" schreibt eine Band im Laufe ihrer Karriere nur einmal. Auch Lethal, denn die fünf Jahre (!) später folgende EP "Your Favorite God" und besonders das 96er Album "Poison Seed" konnten in keinster Weise mit dem Wunder-Debüt konkurrieren.
Sänger und Hauptsongwriter Tom Mallicoat (eigentlich müssten für Musiker wie diese ein anderes Wort als nur "Sänger" erfunden werden...) ist mittlerweile als Ersatz für Buddy Lackey bei Psychotic Waltz im Gespräch, was wohl das Ende dieser Formation bedeutet, die sich mit ihrem Debüt selbst in die Historie des Heavy-Metals geschrieben habt. P.S.: Das Coverartwork lässt keinen Schluß auf die musikalische Qualität zu...
(c)1997, Michael Kohsiek