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Manilla Road: Mystification

(Re-Release, Original von 1987)

In letzter Zeit mein mit weitem Abstand meistgespieltes Album, deswegen soll das gute Stück hier auch noch mal ausdrücklich gewürdigt werden, wenn's denn auch "nur" ein Re-Release ist. Schließlich bin ich wohl kaum der einzige Zuspätgeborene, der diese absolut einzigartige Band erst anno 2000 im Rahmen der Wiederveröffentlichung ihres "Crystal Logic"-Meilensteins kennen- und lieben lernte. Und sollte immer noch jemand unter den SACRED METAL-Lesern bei der Nennung des Bandnamens rätselnd mit den Achseln zucken, ist es dringend an der Zeit, ein paar Nachhilfestunden in Sachen Metal-Geschichte zu nehmen und sich ein Manilla Road-Album zuzulegen.

Schließlich gibt es kaum eine andere Band, die einen derart unverwechselbaren, einzigartigen Bandsound auffährt wie die drei kauzigen Amis um Bandkopf Mark "The Shark" Shelton. Musikalisch bewegt man sich grob in dem Bereich, der gerne als Epic Metal klassifiziert wird - alte Manowar (vor allem "Into Glory Ride") oder Virgin Steele kommen in den Sinn, allerdings wesentlich weniger bombastisch als die letztgenannten gespielt und viel deutlicher in Siebziger-Sounds der Marke Purple/Sabbath verwurzelt. Vorliegendes Album allerdings dürfte den vorher nur "Crystal Logic" gewohnten Neu-Fan allerdings erstaunt aufhorchen lassen - schon der brachiale Opener "Up From The Crypt" besticht mit fast schon thrashigen Attacken, und auch wenn im folgenden wiederum wahnsinnig atmosphärische Passagen auftreten (vor allem die göttlichen "Spirits Of The Dead" und "Dragon Star" liefern Gänsehaut ohne Ende frei Haus...), so hat man härtetechnisch doch einige Schippen gegenüber früheren Alben zugelegt.

Reibungspunkte gibt's sicher immer wieder beim Gesang des Bandleaders - der Mann ist weit davon entfernt, ein Heldentenor der Marke Adams/DeFeis zu sein, sondern erinnert mich mit seiner trockenen Kehle immer etwas an Ozzy, von den neueren Bands ist der Slough Feg-Shouter sicher nicht der schlechteste Vergleich. Ist sicher nicht für jeden, mir persönlich aber zehnmal lieber als den x-ten Kiske-Klon hören zu müssen. Ganz nebenbei ist Mark einer der besten "Storyteller" der Szene und verbreitet mit seinen meist mythologisch orientierten Lyrics Atmosphäre, von denen 90% der heutigen Szene nur träumen kann - auf "Mystification" z.B. beschäftigt er sich vornehmlich mit Stories von Horror-Altmeister Edgar Allan Poe ("Haunted Palace", "Masque Of The Red Death").

Letztlich, die Aufmachung dieser Scheibe verdient 'nen Oscar für sich. Lyrics, Liner Notes vom Meister himself und ein mächtig aufgemotzter Sound. Dazu zwei verschiedene Cover, die man wahlweise einlegen kann - da haben sich Sentinel Steel nicht lumpen lassen. Alles andere wäre diesem Meisterwerk gegenüber auch unwürdig gewesen.

(c)2001, Ernst Zeisberger