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Remnants of Balingen

Kurzer Rückblick auf das BYH!!! 2001

Zweieinhalb Tage Metal in Reinkultur, hochsommerliche Temperaturen, Junkfood, die Friedlichkeit aller Besucher und Helstar hoch zwei – das war für mich die 2001-Ausgabe des vom Heavy, oder Was!? organisierten Bang Your Head-Festivals in Balingen.<

Das Fest der HoW!?-Crew ist um einiges übersichtlicher als Wacken, eine Bühne hat schon mal den Vorteil, daß keine Death Metal-Kapelle, die zugleich mit einer wiederbelebten US-Metaltruppe auf die Bretter geht, die Melodien der Konkurrenz übertonen kann. In Bang-Your-Headlingen war die Atmosphäre auch schon immer etwas lockerer und freundlicher als im hohen Norden, und daran hat sich auch seit der Flucht ins Freie nichts geändert. Gut so.

Die Metalbörse war trotz intensiver Hitze im Händlerzelt (ciao Andi Preisig, Else’s Metal Mailorder und Co.) wieder eine Fundgrube für Tonträgerfanatiker jeglicher Couleur, ringsum gab es tonnenweise CDs und Vinyl zu oft weitaus günstigeren Preisen als in den regulären Läden. Ich hoffe mal, daß ich mit meiner Befürchtung, der Euro wird jeden Otto Normalverdiener noch mehr finanziell benachteilen (die neue Gesindel-Elite in Brüssel und Straßburg wird’s schon richten…), doch falsch liege. Anyway, in Balingen regierte allerorts der alte Metalspirit und man fühlte sich zumindest einige Tage unter normalen Menschen.

Über die “Duschen” haben wir dann herzlich gelacht, aber, hey, wer braucht schon sauberes Wasser, wenn es Deo-Spray und druckfrische Helstar-Shirts gibt, nicht wahr, Michael? (genau richtig, Olli! Deo statt Duschen!! –Michael-)


Jubel, Trubel, Heiterkeit
Als Freitags-Openertraten die im Underground schon heftigst abgefeierten Spanier von Tierra Santa an mit ihrer Twin-Axe-Attack, sauberen Doppelleads und Traummelodien alter Euro-Metalschule. Schade, daß es so endlos lang dauern mußte, bis die Tore zum Gelände sich öffneten, denn so verpaßten viele eine kurzweilige Show, die sich vom Sound und der schlichten, aber todehrlichen Optik her auch 1983 hätte abspielen können. An dem Auftritt war nur eines zu bemängeln: er war viel zu kurz! Herr Odermatt und Herr Fischer, bitte nächstes Jahr wieder eine Einladung gen Iberienhalbinsel schicken und dann drunter schreiben: “Your playtime for this year’s edition: 50 minutes.” Muchos gracias. (Das ist so eine Sache, die mich an Open Airs TIERISCH nervt. Nennt mich Poser, Lusche o.ä. - aber mir war noch nie klar, wieso man sich nicht an Öffnungszeiten halten kann. Wenn um 9:00 Einlass ist, dann will ich um 9:00 rein - ganz einfach. Es ist ja nicht so, daß die Verantwortlichen erst wenige Minuten vorher erfahren, daß sie so langsam mal die Tore aufmachen sollen, oder? Dann begreife ich nicht, wieso man nur die Hälfte der Tore aufmacht und alles sooo eeeeendlooos laaaange dauert!! Ich find's 'ne Frechheit a) der ersten Band und b) den Fans gegenüber, die in diesem Jahr Tierra Santa sehen wollten und 'ne geschlagene STUNDE am Eingang standen. Oder ist das etwa COOL und muß das so sein? Sind Metalfans es gewohnt, zu warten?? Wenn ich nächstes Jahr die Organisation der Eingänge in die Hand nehmen dürfte, wäre um PUNKT NEUN Einlass, es wären mindestens ALLE Eingänge offen und es gäbe auch Frauen, die die weiblichen Fans abtasten. Ich fand es nämlich alles andere als lustig, als ein "Abtaster" unter dem Gejohle der dahinter wartenden Fans meine Freundin recht gründlich filzte. So, genug aus der Kohsiek'schen Mimosenecke... Später mehr... -Michael-)


Von den anderen Bands am Freitag rulte L.A.’s still most headbanging Band einmal mehr souverän: Armored Saint hatten alte Kracher und neues Erfreuliches im Set, und jeder Song wurde mit altbekannter Leidenschaft in die enthusiastische Menge geschleudert. “March of the saint”, "Long before I die", “Real swagger”, “After me, the flood”, das geniale “Den of thieves” – alles Gold, was da metallisch glänzte unter Balinger Sommersonne. Als dann der Uralt-Smasher “On the way” (von der ersten EP) noch traumsicher von den All Saints (heheheh) interpretiert wurde und die doppelten Gitarren des Gespanns Sandoval-Duncan zu singing swords mutierten, war das Fest komplett. The Saint still marches proudly through our contemporary music fields of utter desolation! Und dabei ließ Mr. Energy John Bush (im T-Shirt mit Text “Fuck Bush”) es sich nicht nehmen, mit einigen Bangern in vorderster Reihe einen guten kanadischen Whisky zu trinken – yeah, that’s eben Metal.

“Intensiv” wäre auch die treffende Beschreibung für den sehr früh am Morgen stattfindenden Gig von Solitude “It’s too early for this, go home!” Aeturnus. Die Texas-Doomkönige um Charisma-Löwe Robert Lowe waren sicherlich nicht jedermanns Sache (Doom is’ nunmal sloooow), aber die Band wußte auch unter sehr un-doomigen Umständen eine fettes Metalbrett hinzulegen, mit dem alten Potenzstück “Destiny falls to ruin” als Höhepunkt schlechthin. Jeder Ton gab mehr Metal von sich als der gesamte Auftritt der einstigen Metal-Priester aus Birmingham, später am Abend…

Auch die in neuem Line-up auftrumpfenden Savatage überraschten mit einem Auftritt, den man getrost als Qualitätsvollbedienung kennzeichnen kann; Klassiker wie “Sirens”, “Hall of the Mountain King” (oder “das Hallo von Jon Oliva”) und – jaaaaaa – “Strange wings” wurden in neuer Besatzung mit deutlich mehr Hingabe gespielt als noch in den letzten Jahren mit Al Pitrelli. Jack “Seven Witches” Frost an der zweiten Axt und Damond Jiniya als neuer Frontmann verleihen der schon bei Lebzeiten legendären Band aus Florida neuen Elan. Sprich: tighteres Zusammenspiel zwischen Caffery und seinem Gitarrero-Kollegen, mehr Power und irgendwie eine wiederentdeckte Spielfreude. Jetzt muß der Mountain King nur noch realisieren, daß er den Paul O’Neill-/Konzept-/Bombast-Anteil wieder zugunsten des kompakteren, klassischen Songwritings zurückzuschrauben hat, und die Sava-Truppe liegt bald wieder auf “Edge of thorns”-Kurs. Trotz aller gebotenen Klasse hat man dennoch den sympathischen Zachary Stevens vermißt, Sänger wie ihn gibt’s nun mal eben nicht wie Ostfriesen am Wattenmeer. (Ich empfand den Auftritt von Savatage neben dem Wahnsinnsgig von Tierra Santa, dem übermächtigen Doppel-Auftritt von Helstar und dem tollen Abschluss von Dee Snider als DAS Highlight des Wochenendes. So gut und so überzeugend hab ich sie noch nie gesehen. Und bei "Believe" flossen beim Metalwarrior gar ein paar echte Tränen... -Michael)

Disturbing the Priest
Vor genau zwanzig Jahren sah ich Judas Priest auf deren “Point of entry”-Tour mit Accept und Def Leppard. Es war ein im wahrsten Sinne des Wortes denkwürdiger Abend in 1981: Onkel Halford auf der Harley, eine edle Auswahl an Old School-Treffern (wir wußten damals zum Glück noch nicht, daß es nicht ewig dauern würde), eine satte Lichtshow, und meine Gitarrenhelden Tipton/Downing schmetterten die Killer-Riffs nur so per Kilo ins begeisterte Publikum. Das, meine Damen und Herren, waren noch Zeiten.

Über den BYH-Auftritt viel zu sagen, wäre Zeitverschwendung. Ripper Owens in einem silbern glitzernden Dinnerjacket, das neue Material der “innovativen” Era, das peinlich akustisch verunstaltet dargebotene “Diamonds and rust”, das schmerzliche Fehlen von Speedsters wie “Steeler” oder auch “Rapid fire”, die hartnäckige Haltung der Priester in Sachen Vergangenheit – nicht nur ich empfand das Konzert als ein einziges Desaster. Judas Priest machen anno 2001 ihrem Namensgeber Ehre und haben sich selbst und den Metal verraten. Vergeßt “Demolition” (der Titel sagt alles…) und kauft euch lieber die neue Rival oder die von Iron Glory veröffentlichte Helstar-Demo-CD; diese Sachen sind Metal und brauchen eure Unterstützung! (Genau!! Meine vollste Unterstützung!!! –Michael-)

Friday night’s alright for banging!
Und dann kam der eigentliche Hauptact des BYH 2001, und zwar nach dem regulären Open Air-Programm, in dem kleinen Rockschuppen WOM, wo die fanatischten Anhänger von einst schon warteten bei circa vierzig Grad Celsius. Ja, the mighty Helstar kamen, sahen und fackelten die Bude quasi ab mit ihrem klassischen Texas Metal voller Abwechslung und verheerender Power. Der Heimkehr von James Rivera, Jerry Abarca und Co. entfachte eine Stimmung im Club, die ich nur selten in der Intensität erlebt habe, es wurde jede Silbe mitgesungen, Fäuste streckten sich rebellisch gegen die Decke, Köpfe bangten wie verrückt und James, der große kleine Texaner, kam aus dem Grinsen gar nicht mehr raus. Jerry Abarca, neben Rivera das einzige Originalmitglied, spielte mit sichtbarer Freude seine alten Baß-Parts und tobte auf der winzigen Bühne wie ein Maniac. “The king is dead”, “Evil reign”, der Epic “Winds of war”, der Hammertrack “Angel of death”, “Burning star”, “Baptized in blood”, die sinistren Klassiker “Dracula’s castle” und “The shadows of Iga” – nur Perlen, nur Power, nur Klasse, nur Texas! Bei “Remnants of war” sprang Gerrit von Sacred Steel auf die Bühne und screamte mit Rivera zusammen, um gleich anschließend divend und crowdsurfend ins Headbanger-Inferno zurück zu reisen. Natürlich wäre kein Helstar-Gig komplett ohne die Hymne “Run with the pack” und somit wurde auch dieses kleine Volksliedchen der “Burning Star from Texas” energisch durch den Stromkabeln bzw. Verstärkern gejagt. Obwohl man den dritten Helstar-Kopf, Gitarrist Larry Barragan, doch vermißte (die besten Songs der Truppe stammen ja von der Elite-Kombi Rivera/Barragan/Abarca!), war diese Show ohne Frage das Metalkonzert des Jahres – schlicht und einfach Magie.

Am nächsten Tag zogen die Jungs dann noch einmal sämtliche Register ihres Könnens auf der großen Bühne, der Auftritt wurde zu einem Triumphzug für James Rivera, der es trotz nächtlichem Kampftrinken einmal mehr schaffte, die Banger in Ekstase zu versetzen. “James Rivera is God” war auf dem T-Shirt eines Verehrers zu lesen – mehr braucht man hierzu nicht mehr zu sagen.

The end
Da für mich mit den Helstar-Shows eigentlich das Fest in Bang-Your-Headlingen gelaufen war, sind wir hier am Ende dieses kurzen Berichts angelangt, aber ich möchte trotzdem noch loswerden, daß die Altrocker von Uriah Heep mächtig Stimmung machten, Vicious Rumors schleunigst zurückkehren sollten zum alten Stil (und kein Gemecker, bitte!), der Brainstorm-Auftritt nur so strotzte vor Power und die Deather von Six Feet Under hier vollkommen fehl am Platz waren. Dafür hätte man ruhig mal eine AOR-Truppe wie Balance of Power oder eine Progressive-Band wie Zero Hour oder Power of Omens spielen lassen können. Ist aber nur nebenbei bemerkt und Nörgelei meinerseits.

(Erwähnen MUSS man aber noch den Wahnsinnsauftritt der Twisted Sister Dee Snider: was dieser Mann stimmlich und konditionell, aber auch an Entertainerqualitäten (bereits jetzt schon legendär: Dee's Zwiesprache mit den bedrohlich über dem Gelände schwebenden, dunklen Wolken) zeigte war phänomenal. Auch der Gig selber, gespickt mit ausschließlich Hits, überzeugte Altocker wie Jungspund, Black Metaller wie True-Warrior. Ganz große Klasse, Dee!)

Fazit:
Das BYH 2001 ist tot, es lebe das BYH 2002! Awaken the Arch!

Oliver Kerkdijk


Ich möchte mich bedanken bei Michael und Petra – ihr seid die beste Gesellschaft, die man sich wünschen kann. Another mega-pizza next year?

(Of course, my true Brother Of Steel!! We’ll be conquering the fields of Italian Symphonic Speed – Let The Real Metal Arise!!!! –Michael-)