Bal-Sagoth - seit jeher einer der übersehensten und unterbewertetsten Truppen überhaupt. Leider. Da hilft es ihrer Populariät sicher auch nicht gerade weiter, daß seit dem letzten Rundling schon wieder fünf lange Jahre ins Land gezogen sind. Immerhin - verlernt haben die Engländer um Front-Geschichtenerzähler Byron Roberts in dieser Zeit absolut nichts. Album Nummero Sechs mit der thungenbrecherithen Titel bietet den Fans des Quintetts vielleicht nicht viel Neues, aber dafür eine Stunde des urtypischen, mehr oder weniger einzigartigen Stils der Band in Reinkultur - und in Bestform.
Wem unter unserer Leserschaft ebenjener noch kein Begriff sein mag, dem sei gesagt, daß Bal-Sagoth seit den Zeiten ihres grandiosen, noch sehr Death Metal-lastigen Debüts "A Black Moon Broods Over Lemuria" den Soundtrack für einen imaginären Sword'n'Sorcery-Streifen der "Conan"-Liga verfassen. Was im Klartext heißt, daß man die typischen Sonstrukturen der Marke Strophe-Chorus-Strophe-Chorus-Solo-Chorus bei den Briten zumeist vergeblich sucht. In Paradenummern wie "Invocations Beyond The Outer-World Night", "Six Score And Ten Oblations To a Malific Avatar" oder dem vergleichsweise eingängigen "Arcana Antedeluvia" wechseln sich rasend schnelle Knüppelparts (mit entsprechend Black Metal-artigem Gekeife unterlegt) mit hypermelodischen Gitarrenleads ab, als gäbe es nichts Natürlicheres, nur um dann wieder von extrem atmosphärischen Keyboard-Arrangements abgelöst zu werden. Letztgenannte laufen hier und da "nur" unterstützend orchester-like im Hintergrund daher, um im nächsten Moment federführend die Szene zu setzen.
Überhaupt war die Soundtrack-Komponente niemals wichtiger als heuer - zu einer orchestralen Meisterleistung wie dem von stimmungsvollen Chören untermalten "To Storm The Cyclopean Gates Of Byzantium" hätte sicher auch ein Ennio Morricone anerkennend mit dem Kopf genickt. Das quasi-instumentale (quasi, weil der allgegenwärtige Erzähler halt doch nicht ganz die Klappe halten kann, was aber im Gegensatz zu den ollen Rhapsody-Platten auch nicht nervt) "The Hammer Of The Emperor" hingegen brilliert durch die feinsten Gitarrenleads, die diese Band jemals vorzuweisen hatte - vielleicht der beste 'Sagoth-Track ever!
Anyway, bis auf ein oder zwei etwas zu lange Zwischenspiele habe ich an Bal-Sagoths Sechster kaum etwas zu kritteln. Freunde der Band können blind zugreifen, und an eigenständigen Sounds interessierte Headbanger mit Präferenzen von Rhapsody oder Manowar bis hin zum Black- und Death Metal können ruhig auch mal reinhören.
(c)2006, Ernst Zeisberger