Candlemass ohne Messiah Marcolin - das ist doch eigentlich gar nicht Candlemass. Diese Vorstellung hat sich Klassealben wie dem famosen Debüt zum Trotze ziemlich festgesetzt in der Doom-Gemeinde. Nun, spätestens 2007 wird man sie endgültig über Bord werfen müssen, denn mit Solitude Aeturnus-Götterstimme Robert Lowe haben die Schweden einen in allen Belangen ebenbürtigen Ersatz für den schwergewichtigen Kuttenträger gefunden.
Allerdings bedarf "King Of The Grey Islands", so der Titel des Auftaktalbums des Amerikaners, schon einer etwas längeren Eingewöhnungszeit als das durch und durch klassisch ausgefallene, selbstbetitelte Reunion-Werk von 2005. Denn teilweise kann man die Marcolinschen Einwände gegen das neue Material zumindest nachvollziehen: weniger episch, dafür bodenständiger und erdiger kommt so mancher Song daher. Wenn man weiß, was Leif Edling in seiner messiaslosen Zeit so gemacht hat, ist das auch sicher keine Überraschung. Das soll aber beileibe keine Kritik darstellen, denn auch wenn der Ex-Sänger mit dieser Ausrichtung nicht zurecht kam, überzeugen Songs wie "Demonia 6" absolut, woran auch der neue Frontmann keinen geringen Anteil hat. Denn selbst in einer anfangs eher unspektakulär anmutenden Nummer wie "Man Of Shadows" zaubert der Mann auf einmal wie aus dem Nichts einen Gänsehautchorus für die Götter.
Über das traditioneller ausgefallene Material wie den flotten Opener "Emperor Of The Void" hingegen müssen wir kaum reden. Sicher tönt das alleine aufgrund des Wechsels am Mikro nicht exakt wie ehedem, aber auch keinen Deut schwächer. Und erstaunlicherweise auch kaum nach Herrn Lowes ursprünglichem Betätigungsfeld. Endgültig in die Knie sinken läßt einen dann aber eine Nummer wie "Of Stars And Smoke", die jeden letzten verbleibenden Zweifel mit der Gottgewalt von Klassikern wie "Samarithan" oder "At The Gallow's End" hinfortbläst. Alleine für diesen Chorus müßte man den Jungs eigentlich ein Denkmal aufstellen, ganz groß! Man sieht also: auch ohne den Messias bleiben die Schweden eine der ersten Anlaufstellen in Sachen Doom...
(c)2007, Ernst Zeisberger