2008 war zweifelsohne ein ergiebiges Jahr für die Jünger der
Langsamkeit. In der bunten (oder aschgrauen?) Palette zwischen alten
Heroes wie den zurückgekehrten Witchfinder General und neueren Gesichtern wie den kultigen Fall Of The Idols sollte eigentlich jeder Doomkopf was Abfeierungswürdiges gefunden haben, falls nicht, ist neuer Stoff von den Altmeistern Candlemass auch bereits wieder in Sicht. Zu dieser mannigfaltigen Auswahl passt auch ganz hervorragend, dass sich die deutschen Dawn Of Winter nach vielen, vielen Jahren endlich auch mal wieder aufgemacht haben, ihre Botschaften des Verderbens unters Volk zu mischen.
Diese (die Botschaften nämlich) predigen wie schon auf dem zehn
Jahre alten Vorgänger "In The Valley of Tears" einzig und allein die
ganz reine Schule des Doom, man ist sogar eher noch kompromissloser
geworden in der Verehrung von Bands wie St. Vitus
& Co.. Wer das "&Co" ist, kann der aufmerksame Langsam-Banger
den Lyrix des Openers "The Music of Despair" einfach entnehmen, stellt
dieser Klassetrack doch so etwas wie eine Liebeserklärung an den Doom
an sich dar. Nicht so plakativ, wie das bei Sänger Gerrit Mutz' anderem
Beschäftigungsfeld Sacred Steel etwa mit "Pounding Inferno" geschehen ist, aber dennoch für den Eingeweihten klipp und klar.
Mit der Erwähnung des Namens Mutz dürfte auch der kontroverseste
Teil dieser Platte offensichtlich sein, weiß ich doch von manch einem
Metalfan, für den sein Gesang sowas wie einen "deal breaker" darstellt.
Aber auch jene sollten sich um Himmels willen nicht davon abhalten
lassen, bei seiner Zweitband mal reinzuhören. Schließlich erzeugt er
hier eine völlig andere Stimmung: weiterhin zwar bizarr wie eh und je,
ist seine Intonation viel eher als leicht leidend zu bezeichnen, als
beschwörend und in jedem Augenblick geradezu bessesen von Überzeugung.
Selbst die fieseren Momente eines "The Oath Of The Witch" haben nichts
von der Sacred Steel-eigenen, sich überschlagenden
Hektik, und die für die Ewigkeit gemachte, titelgebende Zeitlupenwalze
"The Peaceful Dead" ist eh voll von Magie, wie sie nur der Doom bieten
kann. Ausfälle hingegen, das ist besonders schön, karren Dawn of Winter heuer absolut keine an.
In diesem Sinne: Doom or be doomed! Sollte man haben, das hier.
(c)2008, Ernst Zeisberger