Black – und Speedmetal sind heuer eine sehr beliebte Kombination bei jungen
Bands, so auch bei DISSMULATION aus dem Baltikum. Messerscharfes Riffing ist
dabei eine gewichtige Grundlage der furiosen Musik dieser Band, die sehr
abwechslungsreich und mitreißend arrangiert wurde. Breaks sind nicht nur
Formsache, nicht nur Mittel zum Zweck, sondern bringen an den passenden Stellen
immer wieder neuen Schwung in die langen Songs, derer sechse es gibt. Es wird
nicht ständig in Höchstgeschwindigkeit gebolzt. Man variiert geschickt die
Tempi, baut hier und da schöne atmosphärische Blackmetalriffs ein oder
entfesselt eine nach baltisch – osteuropäischer Folklore klingende Melodielinie.
Dazu kommt der gnadenlos rauhe Gesang, der sich aber mehr dem Thrash zugedreht
hat, also aggressiv und kehlig aus dem Halse des Sängers dringt und doch nicht
nur in irrsinniges Kreischen ausartet. Hier steppt noch richtig der Bär in
metallischer Hinsicht. NIFELHEIM oder BEWITCHED machen es ähnlich, nur um mal
einen gewissen Anhaltspunkt zur Orientierung zu liefern. Man gibt sich wild,
leidenschaftlich und ungezügelt. Der Geist der 80er schwebt die ganze Zeit über
dem Album. DISSIMULATION scheißen auf aktuelle Strömungen, auch wenn sie
Elemente einbauen, die sicher erst später aufgetaucht sind, so Anfang der 90er.
Aber es bleibt im traditionellen Rahmen.
Ich gebe ja zu, daß ich Anfangs meine Schwierigkeiten mit dem Album hatte, aber
das kam eher daher, daß ich kaum Blackmetal hören mochte für eine Weile. Wenn es
mich aber richtig packt und die Dämonen mit mir durchgehen, dann kann ich neben
o.g. Bands und den altehrwürdigen DARKTHRONE auch diese Truppe hier auflegen und
wie besessen durch meine Bude toben.
So nach und nach schälen sich hier die Minihits aus dem Riffmassaker heraus und
lassen Dir keine ruhige Minute mehr. Auch wenn das hier alles schon einmal
dagewesen ist, es macht immer wieder Spaß. Geil ist, daß das natürlich klingende
Material durch einen dementsprechenden Sound noch wilder, lebendiger und
furioser erscheint. Scheiß auf moderne Digitalproduktionen, auch analoger Sound
kann fett und ultraheavy sein. Wer auf thrashigen Blackmetal mit deutlichen
Hinweisen auf alte Helden im Sound steht, der kann hier bedenkenlos zugreifen.
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(c)2006, Sascha Maurer