Forsaken: Dominaeon
Die Malteser sind zurück! Es ist wieder Zeit für
majestätisch - sakralen Doommetal! FORSAKEN haben sich anscheinend vom letzten
Album an einer Frischzellenkur unterzogen. War "Anima Mundi" eine sehr
gute, aber letztendlich sehr sperrige Platte mit Songs, die einfach nicht so
recht einprägsam sein wollten, so ist "Dominaeon" gespickt mit
geradlinigen Hymnen, die sich allerdings das Quentchen Sperrigkeit bewahrt
haben, mit dem sich genialer Doom doch erst auszeichnet. Die Songs gehen hier
halt mehr auf den Punkt. Das Fehlen der Keyboards macht sich erstaunlicherweise
sehr positiv bemerkbar, so kommen Sean Vukovics zermalmende Riffs exzellent zur
Geltung. Sänger Leo Stivala ist selbstredend ganz in seinem Element und liefert
erneut eine hervorragende Gesangsperformance ab. Die meiste Zeit agiert er in
mittleren Lagen, sehr voluminös und kraftvoll dabei, kann aber auch einen Gang
zurückschalten und geheimnisvoll ins Mikro hauchen wie beim kurzen, aber sehr
intensiven, nur mit düsterem Basslauf, Gesang und einer im Takt schlagenden
Glocke gebildeten "Paradigm of chaos", dem Vorspiel zum epischen
"Obsidian dreams". Dieser Song ist eines der Highlights des Albums
durch seine traditionsbewußten, sehr eindringlichen Gitarrenläufe, sehr
morbiden ruhigen Passagen und bösartig grollenden Heavyparts. Gesanglich gibt
es ebenso boshaft grollende Einlagen, die fast in Richtung Deathmetal gehen
neben Leos anderen Artikulationsmethoden, von theatralisch bis aggressiv
metallisch. Sogar ein gewaltiger Männerchor wird für einige Parts im Refrain
eingesetzt, diesem Abschnitt noch mehr an Dramatik und Wucht zu verpassen.
Betörend sind Seans Soli und Leadharmonien, die auf den tonnenschweren
Akkordwalzen elegant dahingleiten. FORSAKEN haben mit diesem Album CANDLEMASS
die diesjährige Führung im majestätischen Doommetal trotz des erstklassigen
Comebackalbums locker aus der Hand genommen und treten ihren Kollegen
THUNDERSTORM gehörig in den Arsch, deren letztjähriges Werk ja ebenfalls ein
Hochgenuß war, nun bald schon einen Nachzulegen. Und FORSAKEN ruhen sich nicht
auf dem einen Überhighlight aus. Auch wenn das nachfolgende "The celestial
alchemist" eher eine Ballade darstellt, mit halb angezerrten E Gitarren,
einem ruhig fließenden Bass und Leos melancholischem Gesang, in die dann
plötzlich Bewegung kommt, erst der Chor, dem Stück mehr Volumen zu geben, dann
verzerrte Leadgitarrenläufe. Ein Anschwellen, welches seinen Höhepunkt in
einem stampfenden Doompart findet, der sich bis zum Ende des Songs hinzieht.
Diese mittlere Trilogie ist schwer zu überbieten, FORSAKEN schaffen es mit den
nachfolgenden Stücken ohne Schwierigkeiten. Die feierliche Stimmung ihrer
Melodien regt zum Nachdenken an, Riffmaster Sean sägt derweil hingebungsvoll
seine Akkordfolgen vom Griffbrett und hypnotisiert seine Zuhörerschaft, Albert
Bell am Bass und Simeon Gatt am Schlagzeug wollen ihm nicht nachstehen und
zimmern solide Rhythmusfiguren, auf denen die markanten Gitarrenlinien und
wuchtigen Walzenriffs standfest ihre Wirkung entfalten. Dieselbe brodelnde
Leidenschaft und beinahe willenlose Hingabe, mit der die Band hier ihren
Kompositionen Leben einhaucht, wird auch vom Hörer gefordert. Während man in
den Klängen der Instrumentalfraktion schwelgt, werden einem die Kommandos von
Sänger Leo zu Kopfe steigen, man wird förmlich an seinen Lippen kleben und
jeden Ton von ihm lustvoll aufsaugen. Kann Doom zur Ekstase führen? Oh doch!
Wer bis zur nächsten SOLITUDE AETURNUS CD nicht mehr warten kann, der hat hier
die Alternative, denn FORSAKEN sind ebernso majestätisch und frisch wie die
Helden aus Texas vor 15 Jahren. "Dominaeon" hat das Zeug zum
Genreklassiker und darüber hinaus zum Metalklassiker! (c)2005,
Sascha Maurer
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