Vergleichsweise "easy listening" stellt die neueste Scheibe der Briten My Dying Bride für die werte Anhängerschaft schon beinahe dar. Eben nur beinahe - denn natürlich handelt es sich bei "A Line Of Deathless Kings" wieder um ein Album, das so dermaßen schwarzgrau tönt, wie es das gelungene Cover impliziert - aber verglichen mit einem neuzeitlichen Klassiker wie dem überragenden "A Light At The End Of The World" z.B. sind die Death Metal-Roots der Band diesmal fast komplett in den Hintergrund geschoben worden. Und im Gegensatz zu den letzten beiden, streckenweise experimenteller und auch etwas "schräger" tönenden Alben setzen die Songs auf "A Line..." sich bedeutend schneller in den Gehörgängen fest. Zwei Entwicklungen, die wir in dieser Form eigentlich seit seligen "Like Gods Of The Sun"-Tagen nicht mehr hatten.
Nicht daß My Dying Brides Neueste deswegen derart glattpoliert erscheinen würde wie ebenjener Rundling - nein, der Sound an sich ist schon bedeutend näher an dem seines direkten Vorgängers und sorgt so für etwas Kontinuität. Allerdings folgt heuer direkt nach dem noch leicht sperrigen Opener "To Remain Tombless" mit dem schlichtweg überragenden "L'Amour Detruit" ein Klassiker für die Ewigkeit, der für meinen Begriff alles hinwegpustet, was die Band in den letzten Jahren veröffentlich hat. Dieser Song - ebenso wie das später folgende, nicht minder grandiose "Love's Intolerable Pain" - ist einer von jenen, wo man schon mal ergriffen vor den Boxen auf die Knie sinken kann ob all der beinahe greifbar im Raume schwebenden vertonten Melancholie. Riffs, Melodien, die klagende Stimme von Aaron Stainthorpe, dessen gewohnt pathetische Lyrics - das alles bildet eine künstlerische Einheit, die zwar ob ihrer extremen Finsternis nicht in jeder Lebenslage zu empfehlen / tolerieren sein mag, die aber nichtsdestotrotz natürlich die totale Macht darstellt.
Da auch der Rest der Scheibe zumindest nicht entscheidend abfällt, kann ich die Scheibe jedem Doom-interessierten Metalhead weiterempfehlen. Vielleicht setzen My Dying Bride hiermit nicht gerade wahnsinnig neue Akzente -aber das, was sie können, bringen sie hier in Perfektion dar.
(c)2006, Ernst Zeisberger