Ach ja, Doom Metal. In so mancher Hinsicht die wunderbarste unter all den Spielarten des traditionellen Metals. Ist hier doch - nahezu exklusiv - diese Überschwemmung der Szene, diese Bombardierung mit Mittelmaß ("Irgendwas wird schon hängen bleiben...") nahezu völlig ausgeblieben. Klar, mit Doom Metal kommst Du nicht in die Hitparaden dieser Welt, wenn sie auch mittlerweile zehnmal Manowar, Motörhead oder Nightwish akzeptieren mögen. Was zur (angenehmen) Folge hat, daß sich hier auf Dauer ausschließlich Überzeugungstäter tummeln, Leute mit ihrer eigenen musikalischen Vision. Leute wie Morgion.
Morgions Wurzeln liegen im Death Metal, aber das ist auf ihrem dritten Full-Time-Album nur noch ansatzweise zu erahnen. Hier und da entkommt ein recht deftiger Todesgrunzer der rauhen Kehle (und weckt durchaus angenehme Erinnerungen an die Großtaten von My Dying Bride), um schon im nächsten Moment durch glockenhellen, glasklaren Gesang, der all den Solstices oder Solitude Aeturnussen dieser Welt in nichts nachsteht abgelöst zu werden. Hier verliert man sich minutenlang in traumhaft schönen Akustikgitarrenparts, dort zerstört man mit Candlemass-würdigen Riffs. und über allem schwebt eine einzigartige, atmosphärische Schwere, die das Album - ebenso wie Solstices "New Dark Age", My Dying Brides "The Light At The End of the World" oder auch Anathemas "Judgement" - zu einem gottverdammten Klassiker seines Fachs machen wird. Und wie diese von der breiten Masse weitgehend unbemerkt bleiben wird. Das ist dann halt der Fluch des Doom Metal.
Anspieltip: Auf der Webseite der Band gibt es das melancholische Meisterstück "The Mourner's Oak" komplett zum Download. Nur ein winziger Einblick in die Klangwelt dieser Könner. Wer aber auch nur ein wenig mit der Musik ihrer Verwandten im Geiste anfangen kann, der kann und sollte das Teil aber einfach blind aus dem Regal greifen. Ich bezweifle, daß Ihr enttäuscht sein werdet...
(c)2004, Ernst Zeisberger