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Vargsang : Call Of The Nightwolves

Nach einer kurzen instrumentalen Einleitung, kein Keyboardschmonzes allerdings, sondern düsterer, etwas langsamerer Blackmetal, bricht ein Inferno sondergleichen los. Vargsang, kreativer Kopf der Gruppe Graven, wandelt auf Solopfaden, hat sämtliche Instrumente alleine eingespielt und dies mit nicht geringen Fingerfertigkeiten. Gut, weder ein John Petrucci, noch ein Mike Portnoy schlummern in ihm, aber Blackmetal, gerade der orthodoxe, morbide Blackmetal Vargsangs lebt von der bestialischen Primitivität und dem dumpfen, aber sehr räumlichen Klangbild. Insgesamt stehen acht Songs auf diesem mörderischen Album, Songs, denen es an Magie nicht mangelt. Viele sehr emotionsgeladene Melodiebögen verbergen sich hinter den kratzigen Rhythmusspuren der Gitarre. Komplexität trotz einfacher Abläufe ist hier Trumph. Vargsang beweist, welch Anmut in der absoluten Häßlichkeit stecken kann. Geschwindigkeitstechnisch spult der Mann das volle Programm ab, schwelgt genießerisch in ungezähmter Raserei, läßt sich und seine Visionen aber auch gerne in epischem Mid Tempo treiben. Einigen Songs wohnt so etwas wie ein sehr hypnotischer Groove inne, eine Tanzbarkeit, die mich an Kulttänze alter Stämme erinnert, mit denen sie ihre dunklen Götter heraufbeschwören wollten. Es hat etwas erhebendes, etwas völlig packendes. Vargsang weiß, seine Inspirationen in mitreißende Musik umzumünzen, die dennoch verstanden werden muß, bevor man ihr in blasphemischer Liebe verfallen kann. Nicht jedem sind die Schlüssel dazu gegeben. Wenn er also an die pseudobösen Blackmetalkids ein "Fuck Off" schickt, dann tut er das nicht ohne Grund. Aus diesen durchdringenden Kompositionen spricht eine Lebensphilosophie, nicht einfach nur jugendliche Rebellion verpickelter, sattgefressener Oberklassekinder. Vargsang ist man geneigt zu glauben, was er da mit unvorstellbarer Entschlossenheit in die Unendlichkeit hinauseruptieren lässt. Blackmetal pur, ohne Kompromisse, ohne kitschige Romantik, getrieben von Misantropie und innerer Zerrissenheit.

(c)2003, Sascha Maurer