Archer: Archer (4-Track-EP)
Der US-Underground schickt mit Archer einen weiteren Pfeil
auf Weltreise. Schon beim Opener Brewtality auf dem selbstbetitelten
Debüt wird klar, wo der Metalhase lang läuft: das Ami-Trio
kickt Armored
Saint-gemäss jeden Hintern. Mit einer Wucht schleudern uns die noch recht jungen
Tyler, Dylan und Isaiah ihren bodenständigen Metal entgegen, dass es dem
geneigten Hörer spontan sommerlich ums Herz wird. Alles ist hier riff- und
gefühlsbetont, will sagen: der Bass pumpt, die Drums bollern, die Gitarrenpower
erstaunt und der Gesang kommt so rauh daher, dass man glaubt es mit einem Jack
Daniels-saufender Vierziger zu tun zu haben. Untypisch für diese Art von
bodenständigem Metal ist das fantastische erste Break und die Melodieführung im
auch untypisch langem Disdained delight. Der Track mag mit seinen neun
Minuten vielleicht etwas zu lang ausgefallen sein, die drei Jungs
beweisen hier, dass man versierte Musik machen und trotzdem die
Headbangkompabilität beibehalten kann. Das erste Gitarrensolo hat etwas vom John
Sykes-Stil. Der ziemlich lahme Refrain und am Ende etwas schräge Gesang von
Hell hath no fury macht diese dritte Nummer zur schwächsten auf der Mini;
man hätte sich hier beim K omponieren etwas mehr Zeit lassen sollen.
Den Abschluss
bildet das siebenminutige Trusting in fate, wo die Riffs und Tempowechsel
einfach jeden eingefleischten Old School-Hardrocker einladen, die Luftgitarre zu
schwingen beziehungsweise das fucking Kopf zu bangen (Formulierung mit
freundlicher Genehmigung von Messiah Marcolin). Es gibt auch hier wieder rauheren
Gesang im John Bush-/Mike Tirelli-Stil, und eine ordentliche Prise
NWoBHM-Rebellenflair noch dazu, obwohl die drei das selbst wahrscheinlich nicht
so sehen werden.Auf dieser Mini-CD
tut auch die Produktion exakt was sie tun muss: ohne grossen Schnickschnack den
Drive der Band in Szene setzen. Weiterer Pluspunkt ist das Live-Feeling, das man
gut eingefangen hat – diese Eigenpressung ist klar die Antithese zu den meist
sterilen Labelproduktionen. Die Aufmachung ist mit ihrem schlichten
Einliegeblatt nur kultig und bietet einen weiteren Kaufanreiz für Sammler.
Fazit: Archer langweilen nicht mit der ‘zigsten Schwert-und-Drachen-Kopie,
sondern bereichern den Underground mit erdigem Metal, der – da setze ich eine
Flasche JD drauf - live wohl besonders gut abgeht.
Gibt’s bei Karthago Records.
Website der Band:
www.archernation.com
(c)2005, Oliver Kerkdijk
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