Estrum: Demo-CD
Im Metalstaat Texas tut sich wieder
etwas. Meyvn und Outworld veröffentlichten letztes Jahr super
Debütscheiben, Phantom-X verfolgen mit neuer Platte ihr Ziel.
Ancient Cross haben ihre erste CD eingespielt. Aska
bereichern uns im Sommer mit dem Avenger-Nachfolger Absolute
power und die Houston-Legende Helstar haben sich im Remnants of war-Line-up
reformiert. Neben diesen mehr oder weniger im
Underground bekannten Acts spielen jetzt Estrum auf. Die sechsköpfige
Truppe aus Austin veröffentlichte gerade ihr erstes Demo: eine CD-R in
einer gedruckten, sechsseitigen Falthülle. Leider gibt es keine Texte,
dafür aber schönes Artwork.
Estrum sind die unkonventionelle
Progband wie sie im Buche steht: kopflastig, verträumt, in mehreren
Musikwelten zuhause. Lauscht man den ersten Song ‘Abiosis’, kommen einem
sofort The Gathering (Atmosphäre, Stil) und Evanescence (Gesang) in den
Sinn. Ein vielschichtiger Klangteppich ist das was Zena McKelvy (Vocals),
Jason Rufus Sewell und Jordan Peterson (Gitarren), Erik Christianson
(Keyboards), Jhon Bellizia (Bass) und Tony Reveles (Drums) hier als
Veröffentlichungseinstand aus ihrem Hut gezaubert haben. Dazu besitzt die
tolle Produktion von Sewell die Dynamik mit der diese komplexe Art von
Musik sich entfalten kann – eine beachtliche Leistung für ein erstes Demo.
Trotz aller Kopflastigkeit fehlt es
den drei Kompositionen nicht an mitreissenden Gitarrenparts. Der Bass von
Bellizia hat einen besonderen Stellenwert, bringt etwas lässig-jazziges mit
ins Spiel, was man in ‘Yours’ gut hören kann. Wie auch ihre Kollegen von
Polaris, To-Mera, Orpheo und Gaia (um einige Progbands mit Sängerinnen
hervorzuheben) setzt man sich keinerlei Genregrenzen, greift stattdessen
zum Beispiel zurück auf Siebzigerprog, Soundscapes oder verwendet dezent
Singer-Songwriter-Techniken.
Im abschliessenden ‘Narcolepsy’ lehnt
man sich stilistisch gar noch etwas weiter aus dem Rockfenster. Vertrackt
sind die Drumtempi und individuellen Parts, eigenwillig die Gesangslinien.
Dazu hat das Ganze am Ende fast etwas von dunkel gefärbtem Fusion (gewagte
Dissonanzen inklusive) mit einer klaren Metal-Attitüde. Immer wieder bauen
die Gitarristen überraschend ansprechende Leads und Soli ein. Die Vokalen
von McKelvy sind melancholischer Natur und stehen in ihrer Ausführung auf
einer Stufe mit den abenteuerlichen Instrumentalpassagen. Estrum vermeiden
es, nach herkömmlichen Schemata zu komponieren - wer auf Bands wie
Riverside oder Blackfield steht, sollte nicht zögern und umgehend
reinhören.
Dieses hochprofessionelle Demo ist als
Auftakt für das erste Album gedacht. Laut Jason
Sewell gibt es bereits fünf fertiggestellte Tracks.
Vier weitere Songs warten nur darauf, aufgenommen zu werden. Fazit: wie
auch die US-Progger Polaris sind Estrum beileibe keine Eintagsfliege. Diese
ebenso talentierte wie ambitionierte Band hat sich Ziele gesetzt - für
Progger dürfte ihre Musik eine Entdeckung sein.
Website:
www.estrummusic.com
E-Mail:
estrumband@gmail.com
(c) 2007, Oliver Kerkdijk