Sacred Metal Page > Sacred Reviews > Eigenpressungen  > Hard Echo: Traded Secrets

Hard Echo: Traded Secrets

Schande über mein Haupt - bevor mir diese CD beim HOA 2005 in die bierfreie Linkerhand fiel, hatte ich noch nie von Hard Echo gehört. Es handelt sich hier um eine Metalband aus dem Sunshine- und Bekloppten-Staat California die in einer Fünferbesetzung ihre ultratraditionelle Musik unters Volk bringen möchte. Die Vorbilder für Tony Jenkins (Leadgitarre), Norm Campbell (Bass), Mark Arrington (Vocals; insofern ich weiss nicht verwandt mit Metal Church-Trommler Kirk Arrington), Roman Silveira (Drums) und Tim Ballieul (Rhythmusgitarre) sind laut dem Booklet Iron Maiden. Das hört man dennoch im instrumentalen Bereich nur ab und zu heraus, was einmal mehr zeigt, dass Bands nicht jede Minute nach ihren Inspirationsquellen klingen müssen um gute Musik abzuliefern. Hard Echo machen reinen Heavy Metal mit einer gewissen spät-NWoBHM-Schlagseite, und neigen besonders im Riffing öfters zu klassischem Hardrock. Die bandeigene Produktion klingt dazu dermassen frisch und der Fünfer so rauh und motiviert, dass auf dieser Studio-CD sogar ein gewisses Live-Feeling zu spüren ist – was ja heutzutage eher die positive Ausnahme darstellt. Die Drumparts auf dem Album wurden übrigens vom ehemaligen Hard Echo-Mitglied Matt Heatwole eingespielt – für Tom Wallace, der auf den Fotos im Booklet zu sehen ist, trommelt jetzt ein gewisser Roman Silveira. Confused? Oh well, it’s metal, you know.

Wo sich der von der Band selbst erwähnte Iron Maiden-Einfluss durchaus bemerkbar macht, ist in den Gitarrensoli; Sechssaitenmann Tony Jenkins klingt irgendwie öfter nach einer Mischung aus Dave Murray und… Dave Murray. Mal speedig und ein wenig schräg, mal gefühlvoll-blueshardrockig. Hört man die CD zum ersten Mal an einem Stück, fällt sowieso auf, dass Hard Echo glatt als eine Truppe aus Gross-Brittannien durchgehen könnten. Abgesehen von bestimmten Teilen im launemachenden Einsteiger I am forever! entdeckt man kaum etwas dass als US-metaltypisch zu bezeichnen wäre, die Profihaltung in jedem Bereich mal ausgenommen. Besonderes Highlight ist der epische Titeltrack Salem/Traded secrets, der dramatisch und schleppend daherkommt und von Songschreiber-und-Texter-im-Alleingang Norm Campbell mit Bassläufen unterlegt wurde die in ihrer zwingend-melodischen Art an die besten Arbeiten von Steve Harris erinnern. Der Mann kann wirklich was. Auch das abwechslungsreiche Someday the blind bietet tolle heavy Bass-/Gitarrenparts und Hooklines, und den rebellischen Draufgängergesang von Mark Arrington, der wohl nicht jedermanns Sache sein dürfte. Umso besser – der Mann hat halt Charakter und seine Stimme einen hohen Grad an Wiedererkennungswert.

Genauso gepfeffert stürmen Speed of sound und Siren’s song (wohl der Maiden-lastige Track des Albums) das erfreute Headbangerohr: deren kompromisslos oldschooligen Charme ist man auf Anhieb verfallen. Auch Tonys unverschämt langes, Scorpions-ähnliches Gitarrensolo am Ende der fast aus den Fügen geratenen Metalhymne The underground ist ein Vollstrecker. Arrington setzt das Ganze wieder die Krone auf mit seinem Gesang - irgendwie hört sich das an wie Bruce Dickinson auf der Flucht vor einer Horde Killerschlümpfe. Mit dem feurigen Desert sunset – in dem es wieder diese ganz spezifische, herrlich klassische Gitarrenharmonien zu geniessen gibt - geht dann das Album mit einem passenden Paukenschlag zu Ende. Naja, fast, denn man hat überflüssigerweise noch eine Radio Edit-Version der Titelnummer drangehängt. Der Sonnenuntergang in der Wüste hätte als Punkt durchaus gereicht, aber egal.

Mit dieser CD (der ein schlichtes Faltbooklet mit gutem Hexencover von Mark Sasso beiliegt) wird wohl derjenige warm der seinen Metalscheiben etwas mehr als nur die übliche, zu sauber eingespielte Retrokiste abverlangt. Zur Zeit basteln Hard Echo an ihrem zwoten Streich mit dem Arbeitstitel Havoc. Zu erstehen ist Traded secrets über das Hellion-Hauptquartier in Itzehoe oder bei der Band selbst.

Website: www.hardecho.com

(c) 2005, Oliver Kerkdijk