Sacred Metal Page > Sacred Reviews > Eigenpressungen  > Legion: Shadow Of The King

Legion: Shadow Of The King

‘Back to the roots of the roots.’ Nach dem Motto musiziert der US-Fünfer Legion auf seinem Debüt Shadow of the king. Wo viele anderen Metaljünger den Power Metal der Mittachtziger als die Musikwurzeln schlechthin betrachten, gehen Legion noch ein wenig weiter zurück: zu Rainbow, Saxon und frühen Rising Force. Mit mächtig viel Atmosphäre noch obendrein wird gerockt wie das am Anfang der Achtziger üblich war. Obwohl speziell der Drumsound gelinde gesagt keinen Schönheitspreis einfahren wird, kann man sich als Traditionalist den Reizen dieses Scheibchen kaum entziehen. Die Band um den Gitarristen-Brüdern Francesco T. Adamo und Joe Adamo legt sich mit dem von Donnerschlägen eingeleiteten Titelstück gleich ins Zeug: treibend sind die Rhythmen, weit über dem Mittelmass ist der melodische Gesang von Mike Bunk, der in mittelhohen bis hohen Tonlagen zuhause ist und daherkommt wie der ‘missing link’ zwischen Ronnie James Dio, Marc Storace und Jeff Scott Soto.

Grosse Abenteuer im Songwriting und Arrangements erwartet man hier ganz klar nicht und damit ist eigentlich auch das grosse Plus dieser CD genannt: klassisch songdienlich geben sich Legion, setzen auf Aufbau und Dramatik in den Songs, schlagen sich nicht mit ausgeklügelten Breaks herum. Das lauschen der Platte macht einfach Spass und erinnert im Fernen auch ein wenig an Marching out von Rising Force, auf der uns der damals noch nicht so olle Yngwie längere Killersongs wie Disciples of hell oder Soldier without faith verewigt hat. Legion-Songs wie die schleppenden Illusion und The watcher besitzen eben diese angenehme Zugänglichkeit und hervorragenden Gesangslinien die man nach ein, zwei mal hören gerne mitträllert. Und hört man sich die CD per Kopfhörer an, fallen zwei Dinge auf am Drumming von Nick Marinov: der bärtige Mann trommelt nicht nur stoisch straight nach vorne, sondern hat auch ein inniges Verhältnis zu den Cymbals. Hat etwas erfrischendes, diese kleine Rhythmusspielchen.

Als Minus dieser CD wäre der kleine metallisch-kreative Durststrecken Colors (You and I)/Heart of stone anzumerken; mir sind diese zwei angebluesten Beziehungskisten einfach zu langweilig. Zum Schluss kommt dann das etwas seltsam betitelte Stay away (from the night). Wie man denn von der Nacht wegbleiben soll, müssten die Legion-Ratgeber in einem Interview mal näher erlautern. Egal, der schwerstens Dio-verdächtige Hardrockstampfer (das Riff klingt nach einer langsamen, modulierten Version des Vivian Campbell-Riffs von We rock und auch sonst ist hier The last in line-Atmosphäre angesagt) endet mit einem oldschooligen Shred-Solo das sich hören lassen kann.

Mit dem Coverbild haben sich Legion übrigens einen grossen Gefallen getan: es handelt sich um einen Teil von Le départ de Vaucouleurs, einem Gemälde aus 1887 des französischen Künstlers Jean-Jacques Scherrer und zeigt eine Jeanne d’Arc die sich auf dem Weg macht in die Weltgeschichte. Schade dass nicht ein besserer Scan des ganzen Gemäldes verwendet wurde, denn die Farben bei diesem Ausschnitt sind etwas dunkel geraten und das magische Chiaroscuro der Komposition geht flöten.

Fazit: für einen Erstling ist Shadow of the king ein kurzweiliges Album traditionellen Metals mit zwei Durchhängern und sechs Nostalgiebonuspunkten. Zu beziehen über Karthago, Hell Bent For Records oder CD Baby.

Website der Band: www.Legion-Music.com

(c) 2005, Oliver Kerkdijk