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Portrait: Welcome To My Funeral

Aaaarrrgh! Aus dem schwedischen Nichts kommen sie wie tückische Fledermäuse und überraschen mit einem 3-Track Demo das so was von old school ist, dass es mich glatt aus den schwarzen Socken haut: Portrait haben im Demobereich mit Welcome to my funeral (erhältlich als CDR beim Helle Müller oder als ultratrue-e Kassette bei der Band!) wohl das undergroundigste Metalsahnestück des Jahres abgeliefert. Hört man die ersten Töne vom Titeltrack, donnert einem das grosse Mercyful Fate-1982-Flashback gnadenlos entgegen.

Ehrlich: mehr early ‘Fate als Portrait geht nicht. Melodische Leads der Spitzenklasse, von den Herren Christian Lindell und David Slaughter, schiessen wie Raketen aus den Boxen. Der Bass von Richard Lagergren pumpt wie einst der unverkennbare Four-String von Timi Grabber. Die Drumrolls und Cymbaltechnik des Kitknackers Anders Persson erinnern sofort an die Glanztaten eines gewissen Trommler Kim Ruzz. Ach, Seeligkeit!

Aber warte, da fehlt doch noch etwas. Eben, diese einzigartige Kopfstimme die das ganze vokalakrobatisch veredelt, mit reinster Hammer-Horrorfilmatmosphäre färbt – und gibt es eine solche nicht leider nur einmal auf der ganzen Welt? Bisher, ja. Denn wenn Portrait-Frontmann Philip Svennefelt den Mund aufmacht, dann geht’s bei Portrait erst richtig rund. Der Mann muss sich über Jahre hinweg auf King Diamonds Dachboden versteckt und Notizen gemacht haben, denn seine Vocals gleichen fast 1 zu 1 denen des Mercyful Fate-Okkultmeisters. Unfassbar. Reichlich fliessen die metallischen Freudetränen, bevor man bei den ersten Takten vom zweiten Kracher ‘Black hole of doom’ wieder flugs zur Luftgitarre greift, weil man die schwerst Maiden-lastigen Doppelleads einfach mitriffen muss. Ohnehin ist bei Portrait mehr als nur einen Funken NWoBHM drin.

Es wird aber noch besser und heavier: der dritte Song ‘Prisoner behind the cosmic walls’ (cooler Lovecraft-Titel) macht in speedigster Double-Bass-Manier alles platt. Das Basisriff ist klar von ‘Trial by fire’ der britischen Helden Satan inspiriert, der Gesang Svennefelts ist vielschichtig und originell, die Breaks und Leads sind mitreissend, Drums und Bass donnern mit Wucht durch die Gegend. Yep, Wolf haben eindeutig Konkurrenz bekommen, oder vielleicht eher Blutsbrüder – das Energielevel ist zumindest gleich hoch. Was für ein Hammerdemo!

Abermals liefert eine bis dato fast völlig unbekannte Band den Beweis dafür, dass real Metal Handwerk und somit zeitlos ist. Man muss sichselbst nicht mit irgendwelchen musikalischen Soundexperimenten anbiedern um der zwanghaft pseudo-progressiven Mainstreampresse den Arsch zu küssen. Wer braucht die künstlerische Weiterentwicklung wenn dabei der Metal auf der Strecke bleibt? Welcome to my funeral ist ein absoluter Muss für jeden der mit dem Metal aus den frühen Achtzigern aufgewachsen oder davon sonstwie angetan ist. Von dieser Truppe wird man noch hören – bow unto the Portrait!

www.myspace.com/portraitmetal

(c)2006, Oliver Kerkdijk