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Sylvan: Force Of Gravity

Mein letzter Kontakt mit den deutschen Proggern Sylvan datiert zurück ins Jahr 2000 und das dort erschienene Album "Encounters" hatte ich irgendwie unter "gut, aber nicht sonderlich spektakulär" abgespeichert. Nun sind fast zehn Jahre vergangen und Sylvan haben in der Zeit vier weitere Alben auf den Markt geschossen. Werk Nummer fünf nach "Encounters" und das siebte insgesamt nennt sich nun "Force Of Gravity" und könnte sich, nimmt man meine Begeisterung als Massstab, zum ganz großen Wurf mausern.

Was hier alleine melodientechnisch in den ersten drei Songs geschieht kann in Deutschland im Progbereich höchstens noch von Everon erreicht werden - ansonsten ist man da konkurrenzlos. Der Part "I light up a fire..." im Opener und Titeltrack lässt mich auf jeden Fall kaum mehr ruhig schlafen. Gänsehautalarm hoch drei ist hier angesagt! Das nachfolgende, für Bandverhältnisse recht ruppig-moderne "Follow Me" ist ebenfalls ein Ohrwurm erste Kajüte und kann durch beinahe Faith No More-artige Gesangslinien punkten, während Song Nummer drei des Triumvirates, das schlicht atemberaubende "Isle In Me", sich vor den letzten Fates Warning-Großtaten nicht verstecken muss. Ich übertreibe? Mitnichten, denn das Niveau wird bis zum Schluss der 70 Minuten gehalten: "Embedded" ist ein kurzer, eingängiger Ohrenschmaus, "Turn Of The Tide" wieder mit einem absolut gigantischen Chorus gesegnet ("Hold on till the flood of tears have dried, Wait for the new turn of the tide...") und das abschließende "Vapour Trails" fasst alle genannten Attribute in einen vierzehneinhalb minütigen Song zusammen.

Sämtliche elf Songs sind ganz große, melancholische Prog-Songschreiberkunst mit spitzenmässigem Gesang und ebensolcher, immer wieder mal "singenden" Gitarrenarbeit, in die man sich herrlich fallen lassen kann - und hat selbstverständlich mit Heavy Metal, wie er hier so gerne (und zu Recht!) abgefeiert wird, rein gar nichts zu tun.

Trotzdem (oder gerade deshalb?): Eines der großartigsten Alben dieses Genres aus deutschen Landen der letzten Jahre. Fans von Bands wie IQ, Arena oder Everon werden vor Begeisterung im Dreieck springen.

 (c)2009, Michael Kohsiek