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Timelord: Dawn Of Dissent (EP +1 / CDR)

Wie es der König der Fiesta Mexicana immer zu sagen pflegte: ‘Hossa, hossa, hossa!’ Da kommt ein Quartett aus dem amerikanischen Bauernstaat Virginia mit ihrer Debüt-EP und die Stimmungstaste auf dem Player bedient sich quasi von selbst. Timelord haben mit ihrem Demo 2006 Dawn of dissent das vollbracht was so viele andere Undergroundbands trotz guter Absichten und Musiker nicht schaffen: sie rücken den von Vorzeigetruppen wie Toxik, Helstar, Steel Prophet, Sanctuary und Vicious Rumors geprägten Stil des high octane-US-Powermetal qualitativ und ohne jegliche Kompromisse zurück ins Rampenlicht. Die fünf Tracks auf Dawn of dissent sind der Vorgeschmack auf das ‘offizielle’ Debüt Regeneration, dass für Ende 2006 angekündigt ist. Aber was heisst schon ‘offiziell’? Das hier auf CD-R vorliegende Material schlägt in Sachen Power, Finesse und in your face Produktion fast alles was ich in letzter Zeit zu hören vermochte. Da die Bandgeschichte bereits von Martin ‘Tyrannicus Metallus’ Brandt auf seinen Metallic Underground-Seiten im Heavy nr. 92 erläutert wurde, konzentriere ich mich hier auf die Musik von Timelord.

Dawn of dissent beginnt mit dem Titeltrack, einem abwechslungsreichen Banger der speedig loslegt, untypisch mit ‘Eurometal’-Chören unterlegt ist und mit einem akustischen Break überrascht - um sich darauf wieder zu intensivieren. Sofort sticht die obergeile Stimme von Matt Aub (Vocals/Gitarre) ins Ohr – der Mann bringt es, und zwar in einer unfassbaren Kombi von aggressiv und melodisch, Marke James Rivera/Rob Halford mit einer Prise Mike Sanders (der Superscreamer auf World circus von Toxik)! Nach diesem recht komplex aufgebauten Opener geht es ohne Firlefanz in diese Richtung weiter: ‘Aeons calling’ klingt in etwa wie die Giftmischung aus Nosferatu-Helstar und Stranger than fiction-Forte. Der megageile Refrain (wieder mit 1A Screams von Aub) wird mit Filigranriffing à la Baptized in blood gepaart wie es einfach viel zu selten praktiziert wird.

Es kommt aber noch besser. Spätestens beim dritten Track Rebellion (als Bonus mit drauf) hat man die Luftgitarre ausgepackt und springt wild bangend durch die Bude bzw. Die Gegend. Toxik meets Forte - unf**kingbelievably aggressive shit! Da donnert der Tieftöner Joe Konczal, bollern die Double Bassdrums von Rick Hodes, riffen und solieren die Gitarreros Aaron Richert und Maat Aub bis die Boxen Affenarsch-rosarot glühen. Hammer, Repeattaste, Hammer, Repeattaste!

Dass man eine Hymne schreiben und darin das Intensitätslevel bis zum Fistraisen steigern kann, beweisen die Jungs mit ‘Sirens’ (nein, kein Cover). Wieder etwas ‘gemässigter’ – aber nur relativ – im Aufbau. Genauso hervorragend wie die anderen Songs, könnte diese Nummer als Beispiel dafür dienen, dass nicht Produktion und Effekte, aber intensives Spiel den Metal erst heavy machen. Das hammermässige Drumming von Hodes muss man gehört haben – wenn bei dem Ambossrhythmus die Haare nicht fliegen, weiss ich auch nicht mehr. Und für jeden Vocallines-Fetischisten ist der Refrain einfach obergenial.

Ausgepowert? Aber nicht doch. Der Spass geht weiter mit dem wieder etwas komplexer gestalteten Track ‘The alchemist’. Melodische Teile werden von härteren Riffparts abgewechselt, dramatisch ist der langsamere Mittelteil der etwas nach Fitfh Angel klingt. Alles nur ‘Ruhe’ vor dem Sturm, denn der high-speed Rausschmeisser ‘Cult of the dead’ macht alles platt was einige Sekunden vorher noch aufrecht stand. Melodisch wie Geoff Thorpe und Co. anno damals und genauso treffsicher treten Timelord das Gaspedal – wie bei ‘Rebellion’ – voll durch. Von den Shreddersoli muss ich wohl nicht reden, oder?

Was diese Band so bewunderenswert macht, ist ihre exakte Vorstellung von ihrer Musik: weder driftet man in Neo-Thrashgefilden ab, noch hat sich auch nur ein Funken von happy speed crap eingeschlichen. Das hier ist genau, ich wiederhole das noch mal für diejenige mit Karotten in den Edguy-Kaninchenohren, das hier ist genau die Art von Power die in den Achtzigern die weiter oben genannten Bands live und auf Platte rübergebracht haben. Dawn of dissent ist ESSENTIELL.

Website: www.myspace.com/timelordband

Bestelladresse EP: SonicArtsRecords@yahoo.com

(c)2006, Oliver Kerkdijk