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Alchemy X : A Delicate Balance

Schon zwei Jahre hat diese CD auf dem Buckel, kommt aber jetzt erst so richtig in unsere Breitengrade geschippert und verdammt, es wäre zu schade, wenn man sie einfach überginge. Alchemy X erinnern vielleicht vom Namen her an Symphony X, spielen aber bei weitem keinen Symphonicmetal, sondern haben sich eher auf die melodisch - mystische, sehr verspielte Heavymetalschiene eingeschworen, die mancherorts auch als "progressiv" bezeichnet wird. Nun ja, so ganz proggy sind sie nicht, obschon der technische Anspruch nicht gering ist. Alchemy X rocken was das Zeug hält. Wenn man es denn Progmetal nennen will, so muß man die Betonung wahrhaftig auf "METAL" legen, denn wenn sie loslegen, dann schreddern sie ordentlich, ohne nun gleich in wahnsinnige Frickelorgien zu verfallen, wie ihre, für meinen Geschmack wirklich brillanten, Kollegen Zero Hour und Mystic Force dies tun. Alchemy X vereinen eher die Eingängigkeit der frühneunziger Fates Warning mit dem Dampf des wahren Metal. Wobei sie nun wirklich nicht kopieren, lediglich als kleiner Anhaltspunkt soll dieser Vergleich herhalten. Alchemy X sind Spitzenmusiker mit einem sehr feinen Näschen für mitreißende, nahezu hymnische und doch unpathetische Melodien voller metallischer Kraft und Anmut. Die Soli, meine Güte, sie sind der Hammer. Was der Typ da an furiosen Klangwirbeln vom Stapel läßt ist beinahe tödlich, vorallem für die Saiten, welche mit ziehmlicher Sicherheit in hellen Flammen stehen, soviel infernalische Leidenschaft wird ins Gitarrenspiel investiert. Der Allmacht dieser Heavypassagen und Leadparts steht die ruhige Ader der Band entgegen, die Songabschnitte offeriert in die man sich hineinlegen und sich treiben lassen möchte, wie ein Blatt auf einem Strom der Emotionen. Man muß nur die Augen schließen und schon läßt der Schmerz angesichts der Tristesse dieser schnöden Welt nach. Alchemy X touchieren nicht nur grob das Gefühlszentrum ihrer Fans, sie bohren sich einem gewaltigen Speer gleich mitten hinein, nur daß sie nicht töten, sondern für einen Moment die Qualen lindern und den alltäglichen Streß aus den Gliedern treiben. Diese Band hat es in sich. Selbst die eingesetzten Keyboards, mal ein echtes Klavier, dann wieder Synthesizer, nerven nicht, da sie nur in gewissen Momenten die Atmosphäre unterstützend zum Einsatz kommen. Alchemy X sind und bleiben METAL. Das kann man schon an der Stimme ihres Sängers erkennen, der allerdings längst nicht mehr der Formation beiwohnt, sondern durch den noch von Attacker bekannten und beliebten Bob Mitchell ersetzt wurde. Der alte Shouter hat was von Bruce Dickinson und Ray Alder in einem, also eine eher den hohen Tönen zugeneigte, kraftvolle Stimme. Für alle Fans von kultiviertem Metal, die heute noch den längst langweilig gewordenen Queensryche hinterhertrauern gibt es hier nicht nur eine Alternative, sondern einen völlig neuen Aspekt! Real Metal with a thoughtful touch! Zu haben bei Hellion oder direkt bei der Band: Snorky129@aol.com (Gitarrist Steve)

(c)2001, Sascha Maurer