Behind The Curtain sind ein Sextett aus Dänemark und sie führen einen Stil fort, den die leider verblichenen Psychotic Waltz mit ihren ersten beiden Alben bis zur Perfekektion getrieben haben: melancholischen angehauchten, von Keyboards und erfreulich harten Gitarren durchsetzten Progressive-Metal, der keinesfalls leicht ins Ohr geht, dennoch genügend packende Melodylines bereithält, um den Hörer von Beginn an in den Bann zu ziehen.
Nach kurzem, schönen Piano-Intro ("I Believe") gehts mit "Snap" gleich in die Vollen. Der mit einer ausdrucksstarken Stimme ausgestattete Jonas Froberg ist wie prädestiniert für diese Art Musik: mal hochmelodisch, mal tief, dann wieder hoch hat er die gesamte Palette stimmbändlicher Akrobatik drauf. Die beiden Gitarristen (selten für eine Progressive-Metal-Band!) brillieren ebenfalls mit abwechslend fantastischen Soli und toller Riffarbeit, spielen sich zu keiner Zeit in den Vordergrund und sorgen dafür, dass das Keyboard nie überhand nimmt. Der "Metal-Faktor" ist hier glücklicherweise allgegenwärtig. Das balladeske "Dreaming Of A Way" könnte direkt Waltz'schem Songfundus entsprungen sein und zählt mit seiner göttlichen Gitarrenarbeit und ebensolchem Gesang zweifelsfrei zu den Höhepunkten. "Illusory" (7:02 - mit heftig power-metallenden Gitarren), "I Lost My Sense Of Passion" (9:25) und das brilliante "The Fields Of Despair" heissen drei weitere und runden ein megastarkes Debüt ab, das man sich als Fan vertrackter und dennoch harter Klänge der Schnittmenge Sore Plexus/Psychotic Waltz/Watchtower in den Schrank stellen muss. Zumal zum Schluss mit "I Believe (Cont.)" das Thema des Intros wieder aufgegriffen wird und so ein 3:45 langer balladesker Emotionshammer dieses Album abschliesst. Geil!
(c)2000, Michael Kohsiek