Das ist schon eine etwas schwierigere Angelegenheit, nichts desto trotz eine, die sich lohnen sollte. Thrashmetal, progressive, sogar leicht angejazzte Elemente, verrückte Melodien und ein Schwenken von eingängigen zu fast schon überfordernden Passagen. Wahnsinnige Läufe untermalen die psychotischen Gesänge, zusammen bilden diese Ingredenzien ein für den Anfang undurchdringlich wirkendes Geflecht aus Klängen, Notenfolgen und Rhythmen. Dass man hier dennoch auch als Nichtmusiker seine Freude hat, liegt am hohen Emotionsschub, den diese hingebungsvoll schreddernde Band ihren Songs injeziert. Auch ist man beim Arrangieren recht traditionell verfahren, hat Strophen, Brücken und Refrains in die kranken Instrumentalparts eingeflochten, welche zuweilen sogar einen leichten Anflug von Eingängigkeit aufweisen. Nein, wirklich, Complex 7 finden den Grad zwischen metallischer Intensität, bewegend gefühlvollen Arrangements und progressiver Verrücktheit. Diese Band ist sehr eigenständig in ihrem kompositorischen Handeln, Trends welcher Art auch immer scheinen sie nicht zu berühren. Ebenso wenig scheren sie sich um von konservativen Szeneorganen gezogene Grenzen, deren Überschreitung einem tödlichen Frevel gleichkommen mag. Sie verlassen den Metal nicht, sie führen ihn nur in eine neue Dimension. Verdammt gute Melodiebögen finden sich zuhauf auf diesem Album, Riffs gesellen sich dazu, welche sich tief in die Seele des geneigten Metalheads bohren. Dem Bandnamen machen sie sicherlich alle Ehre, wie ich schon sagte, sie sind nicht zu leicht durchschaubar, erst nach einigen Hördurchläufen wird eine gewisse Nachvollziehbarkeit ihre Wirkung entfalten. Ähnlich wie bei Watchtower, Atheist, Cynic und derlei kranken Truppen ist Complex 7 eine Ausnahmestellung inne, von der aus schon mal recht freigeistig seinen Visionen ihr Lauf gelassen wird. Gut so, kann man da nur sagen. Neben der tollen Musik muß man natürlich auch die zuweilen eine sehr kritische Position einnehmenden Texte erwähnen, deren Inhalt ebenso wie die Songs an sich mit ziemlicher Sicherheit auch eingehender Beschäftigung bedarf. Complex 7, man fragt sich schon, ob hier die Zahl im Namen den Potentierungsgrad der Komplexität angibt, ha. Doch relativiert sich dieses Gefühl im Verlauf des Albums schnell wieder und wie bezaubert lässt man sich auf den Klangströmen, welche die Musiker entfesseln, hinforttragen. Wer sich vor wirklich abgefahrenem und dazu noch knüppelhartem Progressivmetal nicht scheut, kann hier einmal testen, ob ihm denn die nötige Geduld gegeben ist.
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(c)2002, Sascha Maurer