Ach Du Scheisse! Kennt jemand hier "Operation: Mindcrime"? Ja? Glaubt Ihr, dass jemals ein annähernd gleichwertiges Konzept- und Progressiv-Album erscheinen wird? Klar ist, daß das nicht von Queensryche kommen wird, die ja seit längerem völlig ausgewimpt sind, zum Glück jetzt die Konsequenzen gezogen haben und sich vom Grungeliebhaber Chris DeGarmo trennten (der jetzt ein Projekt mit Chris Cornell starten wird, viel Spass damit, Du ewig-zu-spät-kommender!). Aber ich schweife ab... Fakt ist: Digital Ruin haben mich mit ihrem Sensationsdebüt völlig in den Bann gezogen und Vergleichen zum oben erwähnten QR-Werk kann "Listen" mehr als standhalten. Hier wird ein ähnliche Atmosphäre erzeugt, die durch eine durchgehende Story, vielen kleinen gesprochenen Zwischenparts und einer perfekten Instrumentierung so dermaßen packend inszeniert wurde, das mir ein ums andere Mal der Atem stockt. Wieder einmal der Stoff, aus dem Klassiker gestrickt werden! "Listen" steckt voller außergewöhnlicher Ideen und Feinheiten, die sich sicherlich nicht bei den ersten Hördurchgängen erschließen, aber die, je häufiger man sich dem Album hingibt, immer deutlicher zu Tage treten und einen ab dann nicht mehr loslassen. Ähnlich wie es Leviathan auf ihrem aktuellen Album in Perfektion zeigen, erschaffen Digital Ruin vor dem geistigen Auge Bilder, die wundervoll zu den manchmal futuristischen Klängen der Band passen. Hier steckt wirklich alles drin: wundervolle akustische Parts, knallharte Riffs, Refrains, bei denen die Sonne aufgeht und der geniale Sänger Matthew Pacheco, dessen Stimme eine Mischung aus John Arch's, Harry Conklin's und Charlie Dominici's ist. Bestes Beispiel für das ausgereifte Songwriting ist "Pieces Of Me", in dem der Refrain die ungemein dunkle Stimmung auflockert und dennoch wie die Faust aufs Auge paßt. Oder der eingängige Titelsong, in dem Mr. Pacheco über sich hinauswächst und sogar einem Geoff Tate ebenbürtig wird. "Their Secrets" ist da von dem gleichen Kaliber, schleppend und bedächtig kriecht der wahrlich progressiv zu nennende Song dahin und zeigt allen jungen Bands endgültig, wie durchdacht man auch schon auf einem Debüt zu Werke gehen kann. Wunderbar auch das kurze akustische Zwischenstück "3:20 am", das direkt in das beinahe besinnliche "Escape" übergeht. Kurz gesagt: zusammen mit "Scoring The Chapters" für mich bisher das "Album des Jahres"!!
(c)1998, Michael Kohsiek