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Dream Theater : Metropolis II - Scenes From A Memory

Also, ich weiss gar nicht, wie ich anfangen soll. Versuch' ich's mal mit einem Brainstorming. Dream Theater - was fällt mir dazu ein? Zwei göttliche Alben, die ich immer noch regelmässig höre und die ich - sollte die Welt tatsächlich mal untergehen - auf jeden Fall ins Nirvana (buah...) mitnehmem würde. Dann kam ein Album namens "Awake" mit zwar guten bis sehr guten Songs, das ich mir aus irgendwelchen Gründen aber fast nicht mehr anhöre. Eine EP mit einem Mammutsong und recht überflüssigen Livecoverversionen und dann der Abstieg mit "Falling Into Infinity" - hier stimmte (bis auf die Balladen) so gut wie gar nichts mehr - vorbei die Zeiten, in denen sich das Keyboard mit der Gitarre duellierte,  jedes Instrument scheinbar eine andere Melodie spielte und sich alle vier schliesslich wie von Zauberhand wieder trafen um den Song voranzutreiben, vorbei die Frickelzeiten, die niemals nervten, sondern den Reiz solcher Songs wie "Learning To Live" oder dem Götterwerk "Metropolis" ausmachte. Ich war traurig, schrieb mir meinen Frust von der Seele und konzentrierte mich fortan auf die neue Riege interessanter und hungriger Progressive-Bands (Power Of Omens!!).
Doch all das ist nun vergeben und vergessen (naja, nicht ganz...)- denn ein Wunder ist geschehen. Ich weiss wirklich nicht, wie und warum sie das gemacht haben, doch Dream Theater haben es tatsächlich geschafft, zu alter Stärke zurückzufinden und meiner Meinung nach sogar den Meilenstein "Images & Words" zu toppen. Bereits bei den beiden Intros "Regression" und "Overture 1928" rieb ich mir verwundert die Augen und fragte mich, ob das tatsächlich Dream Theater sind, die da so göttlich aufspielen. Doch Leute, sie sind es!! Beim erwähnten "Overture 1928" finden sich schon dezente Zitate von "Metropolis" (im Vorfeld wurde ja darüber gemunkelt, dass das neue Album "Metropolis, Part II" heissen soll - tut es aber nicht...) - und das zieht sich dann durch das gesamte unglaubliche Album.
12 Tracks, an einem Stück - Konzeptalbum - Abwechslungsreichtum hoch drei, mann, was soll ich noch schreiben? Vielleicht, dass man mit "The Dance Of Eternity" ein Instrumental aufgenommen hat, das mir die Sprache verschlägt und die Frage aufkommen lässt, ob das Menschen sind, die so vertrackt-intelligent spielen können? Oder das mit "Through Her Eyes" eine pathosbeladene Ballade auf dem Album steht, die man in dieser Form von DT nicht mehr zu hören glaubte? Dass "One Last Time" und "The Spirit Carries On" NOCH besser und tränentreibender sind? Dass "Beyond This Life" (11:22!!) die Band so heavy wie niemals zuvor zeigt? Dass "Finally Free" (12:03) einer der besten DT-Songs überhaupt ist? Dass endlich wieder genu Feinheiten zu entdecken sind, die das Album auch nach Wochen und Monaten interessant klingen lassen? Dass LaBrie so gut singt wie auf noch keiner VÖ zuvor - und ich trotzdem damit rechne, dass er live wieder varkackt (sorry)? Dass die Refrains und Melodylines so ausgereift wie noch nie sind? Dass das Album wie aus einem Guss klingt und keinerlei Schwachpunkte hat? Dass Neu-Keyboarder Rudess noch besser weil virtuoser und songdienlicher als Kevin Moore ist? Dass Petrucci mit seinem Gitarrenspiel endlich wieder über allen Wolken schwebt und Mike "Metalhead" Portnoy in die Felle drischt, dass es eine wahre Freude ist? Dass ich heulen könnte ob dieses Albums?
Dream Theater anno 1999 - das ist Musikalität in höchster Perfektion, auf einem Niveau, das nur ganz wenige erreichen und noch erreichen werden!!
AMEN...

(c)1999, Michael Kohsiek