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Pain Of Salvation: Remedy Lane

Es ist ja eigentlich unfair: Jedes Album, das diese Tag unter dem Banner des „progressiven“ erscheint, wird an dem neuen Streich von Dream Theater gemessen. So wird es wohl auch Pain Of Salvation’s neuem Werk „Remedy Lane“ ergehen, das dennoch viel zu gut ist, um einfach unterzugehen.
 
Die schwedischen Musiker um das musikalische Wunderkind Daniel Gildenlow, der nebenbei einer der originellsten und abwechslungsreichsten Sänger des „kopflastigen“ Genres ist, haben ja bereits auf dem 2000er-Album „The Perfect Element, Part 1“ gezeigt, dass sie zu Großem in der Lage sind. Doch statt wie angekündigt den zweiten Teil des Konzeptalbums zu komponieren, entschied sich der im letzten Jahr durch viele persönliche Probleme gebeutelte Gildenlow dazu, doch lieber erst ein „normales“ Nachfolgealbum zu schreiben. Doch „normal“ ist natürlich auch „Remedy Lane“ in der ansonsten reichlich trostlosen internationalen Musiklandschaft nicht geworden. Man kann es in jeder Note und in jedem Text spüren, durch welche harten Zeiten der Sänger, Gitarrist und Komponist gegangen ist. War der geniale Vorgänger noch stark geprägt von teilweise an Faith No More-erinnernde Härteausbrüche, so wurde dies im Jahr 2002 auf das Notwendigste reduziert, ohne jedoch die Abwechslung herunterzuschrauben. Als überzeugendstes Beispiel für diese kleine Wandlung können hier die beiden letzten Songs des Albums angeführt werden: „Second Love“ ist eine auf das Äußerste reduzierte und deshalb so schmerzerfüllte Ballade geworden, während die fast 10minütige Abschlussarbeit „Beyond The Pale“ gleich alle Elemente des Pain Of Salvation-Sounds auf einmal enthält: Eingängige Rhythmen treffen dort abwechselnd auf vertrackte und spartanische Teile, Fates Warning trifft doch wieder auf Faith No More und inmitten dieses vermeintlichen Chaos singt Gildenlow mal wie ein vom Leben gezeichneter und enttäuschter Mann, dann wieder wie ein wütender Panther, um einen Augenblick später wie selbstverständlich die allerschönsten Melodien zu intonieren. Deshalb (und aufgrund der keinesfalls schwächeren weiteren 11 Songs) kann man „Remedy Lane“ getrost zwischen den unendlichen Dream Theater-Sessions einschieben – Qualitätsunterschiede gibt es nämlich fast keine…

(c)2002, Michael Kohsiek