Ein feines progressives Sahneteil legt die deutsche Nachwuchshoffnung auf B-Mind Records vor. Progressiver Metal besitzt ja oftmals das Etikett, Musik für eine kleine Randgruppe zu sein. Und häufig genug ist es leider auch so, denn viele Bands verstricken sich in kaum nachzuvollziehenden Songkaskaden, die dem Otto-Normal-Metaller zu konfus und zu schwer durchschaubar erscheinen. Kein Grund für mich, diese Musik nicht zu lieben - soviel nur nebenbei. Re-Vision sind da ein bisschen anders: auf den ersten Blick gibt es keine Grund, sie in die progressive Schublade zu stecken. Es gibt anders als beispielsweise bei den Kollegen von Thought Sphere schon beim ersten Mal zündende Songs, die reichlich eingängige Melodielinien enthalten. Alle Songs beeinhalten schöne, zweistimmige Gitarrenharmonien, die einen Einfluß eher von Iron Maiden als den von WatchTower erahnen lassen. Bestes Beispiel ist der schöne, mit leichtem orientalischen Touch versehene Titeltrack. Sänger Frank Wenner hat eine angenehme, halbhohe und niemals nervende Stimme und da die Produktion in den bewährten "Allesmacher"-Händen von Everon-Mastermind Oliver Philipps lag, gibts auch da kein Grund zum Meckern. Beim dritten oder vierten Hörduchgang fällt auf, dass man sich beim Arrangieren der Songs ungemein viel Mühe gegeben hat und der Komplexitätsgrad keinesfalls hinter dem Anteil eingängiger Melodylines zurücksteht. Das kurze und ebenso knackige "Black Earth" mag da als weiterer Anspieltip dienen, der fast schon in powermetallischen Gefilden wildert.
"Whore Venus" sei deshalb all denen zu empfehlen, denen Everon zu weich, Iron Maiden zu simpel und Fates Warning zu modern sind. Sollte man kennen!
(c)2000, Michael Kohsiek