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Sore Plexus: Visual agnosia

Zweiundzwanzig Minuten abgefahrendster Progressive Metal aus dem Ruhrpott gibt man sich mit dieser selbstfinanzierten Mini des Dreigestirns Sore Plexus. Wie man unschwer am Bandnamen erkennen kann, handelt es hier nicht um die Fantasy-Gattung innerhalb des Genres; die Songtitel ("Paperhat", "Shaft!", "Shakkapully") sprechen da auch Bände. Dazu kommt noch das
ziemlich alternativ aussehende Cover (kann ich nun mal partout nicht leiden). Aber! Schiebt man dieses kleine Unding in den Player, dann bekommt man besagten, gut produzierten Prog-Metal mit unerwartet schönen Soli zu hören. Gitarrist Dirk Nowak hat einen Stil der sich ohne weiteres als sehr melodisch beschreiben lässt. Aggressives und Emotionales wechseln sich bei ihm
innerhalb von Sekunden ab, etwas dass auch auf den eigenwilligen Gesang von Cassy (Karsten Kühling; ex-Frantic) zutrifft. Hier wären wir beim Haken an der Sache: man hört der Band ihre Klasse und Fähigkeiten an und wünscht sich, sie würde sich in der Weirdo-Abteilung ein wenig zurücknehmen. (In "Shakkapully" gibt's sogar ein psychotisches Piano-Wältzerchen...) Ich habe mir oft die Gitarrenläufe/-Soli Nowaks angehört und finde sie einfach zu melodisch-erhaben für die recht schräge Natur der Kompositionen. Das ist aber vielleicht Geschmackssache. Auffallend ist die musikalische Ahnlichkeit mit den Schweizern von Mayfair; vor allem die Gitarrenmelodien und der doch ziemlich extreme Gesang erinnern an "Behind..."
Ich kann mir vorstellen dass es für Musiker (Watchtower, Payne's Gray, Empty Tremor) manchmal interessanter ist, abgefahrene Sachen zu spielen statt immer den vorgegebenen Schemata zu folgen, aber nachdem ich so manche Band orientierungslos in der Wüste der unbegrenzten Möglichkeiten habe sterben sehen, bevorzuge ich den traditionellen Weg. Man kann und will Sore Plexus ihre Originalität nicht absprechen, aber wünscht sich als Hörer einige Breaks weniger, Vocallines die etwas mehr in die klare Richtung gehen und, na ja, eine etwas weniger experimentell/ironisch ausgefallene Atmosphäre. Es würde für die drei versierten Musiker aus Zeche-City durchaus Sinn machen, ihre nächste Scheibe weniger weird und mehr metallisch zu gestalten, denn Nowaks Gitarrenarbeit schreit förmlich nach mehr strukturierten Kompositionen. Hört euch gleich das erste Solo in "Paperhat" an und ihr wisst was ich meine.

Kontakt:
Dirk Nowak
Somborner Strasse 89
D-44894 Bochum
Tel./Fax: 0234-230813

(Danke an Rob Knol und an Dirk/Sore Plexus).

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