Fünftes Album der britischen Prog-Metaller, und wie üblich ein Pflichtkauf für die Zielgruppe. Musikalisch waren die Jungs von der Insel schon immer auf höchstem Niveau absolut beständig; mittlerweile ist auch das Line-Up-Karussell mal zum Stehen gekommen. Sogar der gute "Mac", den sich Karl Groom & Co. seinerzeit höchst geschmackssicher von der wahrscheinlich unterbewertetsten deutschen Hard Rock-Band aller Zeiten (Sargant Fury - wie wär's eigentlich mal mit 'ner Reunion?) krallten, darf also auch auf der zweiten Platte in Folge sein Mikro schwingen - ein absolutes Novum für die Engländer.
Macs eher Prog-untypische (da nicht in den höchsten Tönen daherjodelnde), kraftvolle Röhre tut denn auch sein bestes, die wie üblich hochklassigen, keineswegs zu frickelig ausgefallenen Bombast-Epen zu veredeln, die die nach vier Alben im Rücken höchst routiniert aufspielenden Prog-Metaller (unterstützt von einer glasklaren Produktion auf "Images And Words"-Niveau!) auf den Zuhörer loslassen. Da gibt's wieder gitarrenorientierte Riffgiganten wie "Turn On Tune In" oder das zehnminütige "The Ravages Of Time"; da gibt's Ohrwurm-Chorusse, die ihre amerikanischen Brüder im Geiste, Dream Theater, nicht besser hätten schreiben können ("Oceanbound", "Narcissus"); und da gibt's selbstverfreilich auch wieder 'ne überragende Power-Ballade auf Savatage-Niveau ("Sheltering Sky"), bei der insbesondere Mac in alter Klasse glänzen kann. Da ist es mir auch ein Leichtes, über den zweiten, eher langweiligen und übermäßig kitschig ausgefallenen Tränentreiber, "Keep My Head", inwegzusehen - "Hypothetical" bleibt auch mit dieser Einschränkung das beste Threshold-Album seit den ersten zwei Wunderwerken. Zur "Wounded Land" kann man für meine Begriffe allerdings immer noch nicht ganz aufschließen - Übersongs wie "Paradox" oder "Sanity's End" werden wohl auf ewig unerreicht bleiben.
(c)2001, Ernst Zeisberger