Also wirklich. Wenn es Zero Hour mit diesem Album nicht schaffen, den Progressive Metal-Markt zu knacken dann zweifele ich wirklich an diesem Business! Bereits die 1998 veröffentlichte EP (Review hier) machte mich sprachlos vor Entzücken und Begeisterung ob der schon damals schier übermenschlichen kompositorischen Reife des jungen Vierers. Nun, drei Jahre später, liegt mir das offizielle Debüt in Form von sechs komplett neuen Songs vor und meine Begeisterung könnte abermals nicht größer sein!
Zero Hour gelingt das Kunststück, welches in den letzten Jahren höchstens noch Spiral Architect geschafft haben: der Metalanteil in ihren Kompositionen wird niemals vernachlässigt, überwiegt oft sogar stark. Jedoch klingt man immer noch so dermaßen komplex, dass der "08/15"-Metalfan (sorry) schlicht überfordert sein dürfte. Bereits der Opener und Titeltrack wartet mit einer unglaublich hart produzierten und vor allem abwechslungsreichen Gitarrenarbeit auf, deren schneidende Riffs manches Mal gar in Thrash-Gefilden wildern. Versteht mich nicht falsch, mit dieser Spielart hat "The Towers Of Avarice" natürlich rein gar nichts zu tun - der Härtegrad der Gitarren ist aber mmanchmal dennoch vergleichbar. "The Subterranean" und "Stratagem" hauen musikalisch in die gleiche Kerbe und überfordern den Erstkonsumenten mit unmenschlichen Rhythmuswechseln, etlichen Breaks und einer perfekten Instrumentierung. Die schöne, kitschfreie Ballade"Reflections" bietet dann Zeit zum Verschnaufen, bevor "Demise And Vestige" die musikalische Welt Zero Hours auf den Punkt bringt. Hier erreicht man den Qualitätsgrad SÄMTLICHER mir bekannten Progressive-Combos (meiner "zweiten Liebe" Power Of Omens hat man auf dem gesamten Album eh eine viel bessere Produktion voraus). Der melancholisch-hypnothisch inszenierte Kompositionsalleingang von Sänger Erik Rosvold (der auf dem gesamten Album eine Wahnsinnsleistung hinlegt und sich so in die Bundesliga der weltweiten Konkurrenz katapultiert) schließt dann einen knapp dreiviertelstündigen Parforceritt durch den Progressive Metal-Dschungel ab, der am Ende des Jahres mit Sicherheit zu den ganz großen Highlights gehören wird. Bisher ist es nämlich mein Album des Jahres! Ach ja: das grandiose Artwork von Travis Smith (siehe oben) ist ebenfalls göttlich geworden....
(c)2001, Michael Kohsiek