Charred Walls Of The Damned ist mit Sicherheit der ungriffigste Bandname seit...hm, Fragments Of Unbecoming vielleicht? X-Iced hätte vielleicht auch 'ne Alternative sein können, spielte doch mit Ausnahme des bisher vor allem als Produzent (u.a. für die True Metal-Heroes von Trivium) tätig gewesenen Gitarristen Jason Suecof die komplette restliche Besetzung schon mal - aber, wenn mich nicht alles täuscht, nie alle zusammen - bei Iced Earth. Im einzelnen handelt es sich um Bass-Koryphäe Steve DiGiorgio, Drummer Richard Christy (der Initiator der von mir ab jetzt einfach mal abgekürzten CWOTD), und der vielbeschäftigte Tim "Ripper" Owens greift sich mal wieder das Mikro.
Griffiger hingegen ist die Spielzeit ihres selbstbetitelten Debüts, die Loriot ob ihrer gerade mal 35 Minuten wohl mit "sehr übersichtlich" beschrieben hätte. Das mag manch einem Kind des CD-Zeitalters wohl anachronistisch erscheinen, für meinen Begriff aber hat das Quartett damit alles richtig gemacht. Neun Songs, keine überflüssigen Intros, Zwischenspiele, Instrumentals und sonstige zeitschindende Blender, dafür aber, und das ist besonders erfreulich, ausschliesslich Volltreffer. Die Tatsache, dass das halbe Line-up dereinst mal bei Chuck Schuldiners progressivem Power Metal-Projekt Control Denied tätig war und dem viel zu früh verstorbenen Grossmeister des extremen Metal die Platte widmete, deutet die grobe Marschrichtung von CWOTD bereits an: technisch versierter, durchaus nicht unmodern produzierter US-Power Metal ist es, der uns hier aus den Boxen entgegen tönt. Die lediglich mit etwas Unterstützung durch Suecof ansonsten von Drummer Christy (der sich beispielsweise in dem Opener "Ghost Town", wie nahezu alle Lieder mit einem absolut memorablen Chorus versehen, dann auch angemessen an den Kesseln austobt) im Alleingang verfassten Songs bleiben aber im wesentlichen in traditionelleren Bahnen als jene, in die Schuldiner die seinen einst lenkte. Was den Nebeneffekt hat, dass auch Fans von Bands wie Nevermore hier goldrichtig liegen.
Kritisch anzumerken wäre eventuell, dass Steves Bass im Gesamtsound mitunter schon mal ziemlich untergeht. Einen ähnlichen Eindruck wie der Ripper, der sich in Klassesongs wie "Manifestations" mal wieder die Seele aus dem Leib screamt, kann er jedenfalls hier nicht hinterlassen. Das kann die Klasse des vorliegenden Rundlings aber nur minimal schmälern.
(c)2010, Ernst Zeisberger