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Masterplan : Time To Be King

Mike DiMeo ist zweifelsohne ein Weltklasse-Sänger. Im Gefolge von Mark Reale hat er für Alben wie die im Riot-Gesamtkontext sogar eher unterbewerteten "The Brethren..." oder "Inishmore" jahrelang einen Gänsehautknaller nach dem anderen aufgenommen. Nur der vermeintlich karriereförderne Wechsel zu den deutschen ewigen Hopefuls von Masterplan, diese Kombination also wollte niemand so wirklich mitreißen - auch dem Verfasser dieser Zeilen käme ohne neuerliches Auflegen der "Mk.II"-Scheibe bestenfalls noch einer oder zwei Songs in Erinnerung.

Logische Konsequenz, so scheint es, also nun: Holen wir doch den Jorn zurück, mit dem lief es doch anfangs wie geschmiert. Besagter Herr Lande ist dem auch nicht abgeneigt und schwingt demnach wieder das Mikro auf Album Nr. 4, "Time To Be King" betitelt. Aber halt mal! Gab es da nicht irgendwann mal Berichte über unüberbrückbare musikalische Differenzen zwischen den beteiligen Parteien? Ist hier überhaupt wieder etwas zusammengewachsen, was zusammengehört?

Nach ausgiebigem Anhören des Rundlings wage ich das zumindest mal zu bezweifeln. Wirklich Hitverdächtiges nach Manier der ersten zwei Alben muss man auf "Time To Be King" mit der Lupe suchen, und melodischen Metal nach Manier von Roland Grapows alter Arbeitsstelle Helloween, seit jeher nicht nach Landes Gusto, besser mal mit dem Elektronenmikroskop. Zu letzterem mag noch die fortwährende Abwesenheit seines alten Bandkollegen Uli Kusch, der schon weiland bei den einzig wahren smashing pumpkins aus Hamburg für weit mehr als einen sahnigen Ohrwurm verantwortlich zeichnete, dazukommen.

Schlecht ist "Time To Be King" deswegen natürlich nicht. Aber zumindest für meinen Begriff gibt sich die etwas unentschlossene Mischung aus Hardrock und Melodic Metal zu oft mit "recht ordentlich" zufrieden, um wieder in die Sphären der ersten zwei Wunderwerke vorzustoßen. Öfter hätte man sich etwa diesen episch-hymnischen Touch wie im famosen Titelsong gewünscht. Mehr instrumentale Akzente der ja immerhin ausnahmslos aus gestandenen Profis bestehenden Masterplan sowieso - aber so etwas wie Roland Grapows hochmelodische Soloarbeit im flotten "Far From The End Of The World" bleibt eher die Ausnahme. Zu oft erschlägt man seinen tapfer ankämpfenden Frontmann ansonsten unter einer etwas eintönigen Soundwand - dabei zeigt doch gerade ein Volltreffer wie das etwas gemässigtere "The Dark Road" am eindrucksvollsten, was diese Stimme bewirken kann, wenn man ihr etwas Raum zum Atmen gibt. Warum geht sowas eigentlich am besten noch in der ungerechterweise zum Bonustrack degradierten Queen-Hommage "Kisses From You", die "Lazing On A Sunday Afternoon"-like leichtfüßig die stählerne Strandpromenade herunterspaziert?

Naja. Hat seine Momente, ist aber leider nicht entschieden spektakulärer als ein mittelklassiges Jorn-Soloalbum. Kann man als Fan wohl haben, aber zumindest dieser Fan hatte sich insgeheim mehr erwartet.

(c)2010, Ernst Zeisberger