Nach der neuen, blutigen Attacker-Fleischplatte ist die nach etlichen Jahren
der Funkstille erneut als Eigenpressung veröffentlichte zweite
Thunder Rider - Scheibe das nächste Festmahl für alle aufrechten
Underground-Metaller. "Tales of Darkness & Light - Chapter II" besitzt
schon auf den ersten Blick alle Zutaten für ein lange vorhaltendes
Gourmetvergnügen: ein richtig schön oldschooliges Cover mit einem noch
oldschooligeren, zwei Doppeläxte tragenden Henker auf der Rückseite,
ein liebevoll illustriertes und schön dickes Booklet sowie 15 (!)
großartigen Metalsongs, die zusammen auf eine Spielzeit von immerhin
66 Minuten kommen.
Musikalisch stimmt dann ebenfalls alles: Schon der Opener "Thy
Kingdom Come" mit seiner musikalischen Mischung aus ganz alten
Virgin Steele und Manilla Road ist eine intensive Hymne mit
diesem "Fists in the Air"-Feeling, das mir an den meisten anderen
Metalbands so fehlt. Hier merkt man sofort, dass sich Musiker zusammen
gefunden haben, die den Metal um des Metals willen spielen, die ihr
Herzblut in die Songs stecken - und zwar genau so, wie sie es wollen
und nicht, wie eventuelle Plattenfirmenberater oder gar derzeit
erfolgreichere Bands ihnen sanft, aber bestimmt einflüstern. So soll
es sein, deshalb lieben wir diese Musik so! Auch die restlichen Tracks
überzeugen durch die Bank mit zwar einfachen, aber niemals simplen
Songstrukturen und überraschen immer mal wieder durch unerwartete
Dinge - wie dem Querflötenpart im großartigen "Mid Evil" zum Beispiel.
Die Refrains, vorgetragen durch Sänger/Gitarrist John Blackwing,
dessen Stimme fast den Kauzigkeitsfaktor eines Mark Shelton erreicht,
bleiben einem lange im Gedächtnis, ohne jedoch jemals ins kitschige
Kinderlied-Tralala abzugleiten. Music for the Masses - das findet man
bei Thunder Rider zu keiner Sekunde. Wer sich jedoch gerne
schrulligen Metal mit punktgenauen Riffs fernab jeglicher Trends und
eintönigem Speedgeballers in den Schrank stellt, MUSS bei Thunder
Rider zuschlagen. Und mal ehrlich: Bei Songtitel wie "Heavy Metal
Wizzard", "Death Angel", Satans's Wrath" oder "Day of the Damned"
zuckt der Kopf doch schon automatisch, oder?
(c) 2004, Michael Kohsiek