Seit dem famosen Demo aus dem letzten Jahr eines meiner meisterwartetsten Releases. Und die italienischen Folk-Metaller enttäuschen denn auch nicht und legen mit "Heathenreel" ein erstklassiges Full-Time-Debüt vor, das mich noch mehr als zuvor an die britischen Genre-Götter Skyclad erinnert; wohl auch, da man im Vergleich zu besagter Demo-EP einiges an Blind Guardian-mäßigem Speed herausgenommen hat und sich mehr denn je auf wunderschöne, Folk-beeinflußte Melodien konzentriert, die des öfteren mit authentischer Instrumentierung (Geigen, Flöten...) dargeboten werden, dabei aber glücklicherweise die metallische Härte selten vernachlässigen. Und dazu strotzt man nur so vor Ideen.
Bestes Beispiel: der fast achtminütige Abschlußtrack "Seasonspeech", der von ruhigen Akustik-Passagen im Stile von Blackmore's Night bis hin zu knallendem Metal mit Melodien in bester Göteborger Melodic Death-Tradition alles bietet, was der experimentell veranlagte Metaller sich nur wünschen mag. Dazu übernehmen hier vier verschiedene SängerInnen die Rolle der vier Jahreszeiten: "Normal"-Sänger Damnagoras mit seiner hohen, klaren Stimme in bester Kiske/Arch-Tradition, Gitarrist Jarpen übernimmt das zünftige Grunzen Marke In Flames, und zwei Gastsängerinnen übernehme die eher opernhaften Parts. Hier passiert musikalisch also 'ne ganze Menge - da ist's auch kein Wunder, daß das Ganze nicht eben schnell ins Ohr geht. Sitzungen unterm Kopfhörer sind durchaus angebracht...
Schneller in die Gehörgänge geht ein Gute-Laune-Fiedler wie das fröhliche "Hobs An' Feathers", das problemlos von einem der folkigeren Skyclad-Alben stammen könnte - dominiert wird die Scheibe jedoch von abgefahrenerem Kram wie dem beste King Diamond-Vibes versprühenden "Conjuring Of The 14th" oder dem brillianten Eingangstrio, das für meinen Begriff das bisher stärkste Material der Stiefelländer darstellt. Wer also eingängigen Tralala-Metal sucht, ist hier an der falschen Adresse - der eine oder andere Extradurchgang wird Pflicht sein, bis die Scheibe so richtig hängengeblieben ist. Lohnt sich aber allemal...
(c)2001, Ernst Zeisberger