Dass wir Heavy
Metal-Fans lesen können und dies auch ab und zu gerne machen dürfte noch nicht
zu einer Kulturrevolution reichen. Der Buchmarkt über das Thema "Heavy Metal"
jedoch beschränkt sich bislang auf die (exzellenten) Lexika vom Matze Herr, dem
HOW, dem RH und natürlich dem Iron Pages-Verlag sowie den schrecklich ernst
gemeinten Teilen von Bettina Roccor und Frank Schäfer (beide sind dennoch
empfehlenswert).
Nun macht ein Herr Burgwächter (Castle Guardian?) dem Grauen
ein Ende und veröffentlicht das ultimative Buch über den "Hewi Mettäl". Wer
anhand des eher albernen Titels auf den Inhalt schließt, liegt jedoch gleich das
erste Mal falsch - ich nehme es vorweg: Burgwächter gelingt nicht nur das bisher
beste Buch über die beste Musik der Erde, ich lag auch mehrfach vor Lachen am
Boden, auf dem Tisch oder (suchteseuchaus). Das gesamte Thema, vom anfänglichen
Basiswissen und den Definitionen über die verschiedenen Stile und die
wichtigsten Band bis hin zu "Bands, die nicht ganz so wichtig sind", "Frauen im
Rock" und "Zitate und ihre Bedeutung" wird NIEMALS richtig ernst genommen und
vieles wird so hart, aber immer ironisch/sarkastisch auseinander genommen, dass
ich ein ums andere Mal den Hammer schon fallen lassen wollte (auf den Till).
Doch Till, so versicherte er mir, ist selber Metalfan (und wirklich zeigt er
enormes Faktenwissen), und so war es durchaus sein Ansinnen, diese Szene, die
sich selber immer so ernst nimmt, einmal aufs Korn zu nehmen. Beispiele
gefällig?
Über Metallica: "Diese Band hat
es als einzige aus der Bay Area geschafft. Nach anfänglichen musikalischen
Fehlschlägen ("Kill 'em all", "Ride the Lightning", "Master of Puppets", "And
Justice for all") fingen sich die sympathischen Schleimer Anfang der Neunziger
ein wenig und veröffentlichten ein schwarzes Album zum Zeichen der Buße. Mit
dieser Scheibe, zu 80 % noch immer purer Krach, tat man erstmals einen Schritt
in die richtige Richtung, man entschuldigte sich quasi für den Mist, den man
vorher verzapft hatte. (...) Wichtige Songs: Oops I did it again, Lucky, And
Backstreet Boys for all"
Übersetzung von Dream Theater: "Tagträumerei eines fetten Sängers"
Über Doom Metal: "Doom Metal steht bei den wenigstens Bangern
ganz oben auf dem Einkaufszettel. Verständlich, es schaut sich ja auch niemand
ein komplettes Fußballspiel in Zeitlupe an."
Über Bon Jovi: "Ansammlung von
Pudeln, die sich irgendwann mal in den Kopf gesetzt haben, große Weiberhelden zu
werden. Ziel verfehlt würde ich sagen, denn 14jährige Akneplantagen sind keine
Weiber, sondern Kinder."
Über Poison: "Extreme
Black-Metal-Band aus den tiefsten Wäldern Norwegens, mit dem fiesesten
Corpsepaint aller Zeiten. Die Mucke dieses Quartetts ist so furchterregend, dass
selbst Szenegrößen wie Immortal, Marduk oder Dark Throne den Kontakt meiden.
Gegner der Band wurden nicht selten mit ausgekratzten Augen und von Bisswunden
übersät aufgefunden. Kein schönes Ende. Epochales Werk der Brutalos: "Flesh and
Blood". Mir wird ganz kalt."
Warum Queensryche seit den frühen
Neunzigern nur noch Grütze veröffentlichen, was Manowar
und Virgin Steele neben der Musik verbindet und ob
man nach dem Bestehen des Tests "Sind Sie Metal?" auch weiterhin dazu berechtigt
ist, diese heiligen Seiten zu betreten, erfährt man nur nach der Lektüre dieses
Buches. Kaufen, lesen, lieben!
(c)2002, Michael Kohsiek