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Iron Maiden : A Matter Of Life And Death

Klasse! Iron Maiden legen mit "A Matter Of Life And Death" ein durch und durch überzeugendes Album vor, das die leicht uninspirierte Vorstellung auf dem letzten Rundling "Dance Of Death" größtenteils vergessen macht. Mag beispielsweise der flotte, Thin Lizzy-lastige Opener "Different World" auch nicht zu den künftigen Classix zählen, so fällt beim Anhören desselben doch auf, daß Kevin Shirley hier seine bisher überzeugendste Produktion für die Eisernen abgeliefert hat. Erinnert etwas an den Live-Sound der Band, und mit Ausnahme weniger Stellen, in denen Bruce Dickinsons Stimme etwas mehr in den Vordergrund gehört hätte, gibt es daran wenig zu meckern.

Zweites Ausrufezeichen: Steve Harris is back! Markant wie nur in den 80ern ist es (trotz dreier Gitarristen im Line-Up!) vor allem sein unverkennbarer, zuletzt oft schmerzlich vermißter Bass-Sound, der die Songs zu beinahe jedem Zeitpunkt unermüdlich vorantreibt. Man höre nur die sonst eigentlich relativ zurückhaltenden, Atmosphäre ohne Ende erzeugenden Strophenparts des exzellenten World War II-Epics "The Longest Day". Das ist Harris in Reinkultur, wie wir ihn seit "Seventh Son"-Zeiten nicht mehr gehört haben!

Überhaupt ist "epic" das Stichwort Nr. 1, mit dem man den Großteil der Songs bestens beschreiben kann. Sei das ein Maiden-typischer Auslader wie das beinahe zehnminütige "For The Greater Good Of God", das man für meinen Begriff ruhig ein, zwei Minuten kürzer hätte ausfallen lassen können (Sie ahnen es schon, werter Leser: exzessive Refrainwiederholungen sind angesagt!), eine progressivere Nummer wie das anfangs leicht zu unterschätzende "The Legacy", das aber mit der Zeit enorm wächst oder auch die für Maiden-Verhältnisse sehr untypische erste Single "The Reincarnation Of Benjamin Breeg" (vergleichsweise simpel, aber effektiv aufgebaut, erinnert vage an "Flight Of Icarus"-Tage) - unter der Siebenminuten-Marke geht nur wenig.

Interessanterweise sind es dann auch die kürzeren Nummern, die eher unspektakuläreren Maiden-Standard bieten. Wie "The Pilgrim", das eine ähnliche Rolle einnimmt wie etwa "The Mercenary" damals auf "Brave New World" - netter Pausenfüller, macht Spaß, hält dabei aber weder mit den straighter ausgefallenen Klassikern aus den 80ern mit noch ist es ähnlich interessant zu hören wie die längeren Standards von heute. Oder die Power-Ballade "Out Of The Shadows", eigentlich ein typischer Dickinson-Solo-Song - nur daß der Meister so was solo einfach besser und überzeugender rüberbringt. Maiden als Band ist es irgendwie unmöglich, relaxt oder laid-back zu klingen.

"These Colours Don't Run" hingegen ist ein echter Ohrwurm (wenn der Chorus auch mächtig an den hauseigenen "Wicker Man" gemahnt, allerdings ohne dessen langweilige Eintönigkeit), und mit dem wirklich abwechslungsreich UND sehr heavy daherkommenden "Brighter Than A Thousand Suns" (überragende Gesangsleistung von Dickinson!) hat man sogar noch einen der stärksten Maiden-Songs der letzten 20 Jahre im Gepäck. Alles in allem also vielleicht keine 72 Minuten pures Gold, aber doch eine mehr als runde Sache.

(c)2006, Ernst Zeisberger