Manilla Road zählen zu den kauzigsten, seltsamsten und originellsten Bands
des gesamten Metalgenres. Diese drei Attribute mögen bei manchen nun nicht
unbedingt positive Assoziationen zu erwecken, wer aber mal Alben wie "Crystal
Logic", "The Courts Of Chaos" oder "Atlantis Rising" gehört hat, wird mir
zustimmen: so wie Manilla Road klingt keine andere Band auf diesem Erdball. Nun
werden den huldigenden Fans dank Sonic Age Records die letzten beiden, bisher
nicht oder nur schwer erhältlichen ersten beiden Scheiben, namentlich "Invasion"
von 1980 (!) sowie dem plakativ und den Kultstatus scheinbar vorhersehend
betitelten "Metal" aus dem Jahre 1982 zugänglich gemacht.
"Invasion" ist dabei das wohl ungewöhnlichste, weil am wenigsten
metallischste Album der Legende (jawohl, lieber Kritiker, das sind sie!). Mit
dem epischen Metal der später noch folgenden Werke haben Songs wie "Cat And
Mouse" oder "Street Jammer" jedenfalls sehr wenig zu tun, vielmehr klingt man
tief verwurzelt in den 70ern und erinnert wahlweise an eingängige Zappa-Streiche
oder an Priests "Rocka Rolla"-Album. "Far Side Of The Moon" oder auch der gute
Opener "The Dream Goes On" zeigen noch am ehesten, was von dieser Band noch
alles folgen sollte.
Ein Jahr, bevor ein Album namens "Crystal Logic" veröffentlich werden sollte
und noch Jahre später den Metalunderground in Verzückung versetzen sollte,
brachten Mark Shelton, Scott Park und Rick Fisher "Metal" (der eigentliche
Drittling der Band - "Mark Of The Beast" aus dem Jahr 1981 sollte jedoch erst
Jahre später zu CD-/LP-Ehren gelangen) auf den Markt. Und hier zeigt sich schon
viel deutlicher die Fähigkeit des Trios, famose, mitreißende Songs zu schreiben,
die vom gepressten Gesang Sheltons sowie der eigentümlichen Atmosphäre leben. "Enter
The Warrior" (hail to this mighty chorus!), "Defender", "Queen Of The Black
Coast" (Hell Yeah!), "Metal" (SO muss ein Metalsong heißen!) - bereits 1982
(also zur gleichen Zeit, als Manowar auf der Bildfläche erschienen!) spielte man
mit metallischen Klischees, die zu dem Zeitpunkt natürlich noch keine waren.
Vergleicht man heutzutage die Songtitel der meisten auf den Markt drängenden
"real Metal-Bands", so springen einem diese Art Songtitel mehr als reichlich ins
Auge. Musikalisch klingt man im Vergleich zu "Invasion" merklich gereifter und
gefestigter, und so begeistert man auch anno 2005 mit hymnenhaften Refrains (man
höre nur "Defender" oder das gigantische "Queen Of The Black Coast"), relativ
simplen, aber umso effektiveren Songstrukturen und eingängigen Riffs en masse.
1983 sollte es mit dieser Band aber erst richtig los gehen...
(c)2005, Michael Kohsiek